Laryngorhinootologie 2011; 90(12): 732-738
DOI: 10.1055/s-0031-1295469
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wolfgang Draf FRCS Ed

K. Schwager
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Publication Date:
08 December 2011 (online)

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Wolfgang Draf

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wolfgang Draf FRCS Ed. ist am 24. Oktober 2011 im Alter von 70 Jahren in Fulda verstorben. Aufgewachsen in Amberg, führte ihn das Studium zunächst nach Würzburg, dann nach Mainz, wo er seine Fachausbildung begann. Nach dem Weggang seines Lehrers Walter Kley nach Würzburg übernahm er die kommissarische Leitung der Universitäts-HNO-Klinik in Mainz. Mit dem 1. Februar 1979 wurde Wolfgang Draf Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, Kopf-, Hals- und Plastische Gesichtschirurgie, Kommunikationsstörungen an den Städtischen Kliniken Fulda. Bis zu seinem Ausscheiden als Direktor der Klinik zum 31.12.2005 war er einer der prägenden und gestaltenden Ärzte am Klinikum Fulda. Er baute die Hals-Nasen-Ohrenklinik zu einem national und international anerkannten Zentrum für Nasennebenhöhlenchirurgie und die Chirurgie der Schädelbasis aus, nicht zuletzt durch die jährlichen Operationskurse.

In seiner Mainzer Zeit entwickelte er zusammen mit dem Neurochirurgen Madjid Samii die interdisziplinäre Schädelbasischirurgie. Kernzelle war die „International Skull Base Study Group“.

Die Fülle der von ihm gehaltenen Vorträge, abgefassten Publikationen, Monografien und Opera­tionslehren ist immens. Schwerpunkte sind chi­rurgische Anatomie von Kopf und Hals, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, Chirurgie des N. facialis, Tumoren der Schädelbasis. Zusätzlich war er Mitglied im Herausgeber-Gremium mehrerer nationaler und internationaler Fachzeitschriften.

In den Jahren 1995/96 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, erhielt 2008 die Ehrenmitgliedschaft und war Träger der Verdienstmedaille der Gesellschaft. Er war Präsident und Ausrichter der Tagungen der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte, der Vereinigung der Mitteldeutschen Hals-Nasen-Ohrenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. ­Besonders wichtig war ihm immer die Schädelbasis­chirurgie. In Präsidentschaft der European Skull Base Society und der Deutschen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie hat er die jeweiligen Kongresse hier in Fulda ausgerichtet. Nach Beendigung seiner Tätigkeit an der HNO-Klinik am Klinikum Fulda war er weiterhin auf diesem Gebiet als Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik am International Neuroscience Institut in Hannover klinisch und wissenschaftlich tätig.

Die Vordenkerrolle, insbesondere in der Schädelbasischirurgie, brachte Wolfgang Draf eine Vielzahl von nationalen und internationalen Anerkennungen. Es wurde ihm eine Fülle von Ehrungen zuteil, so wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Aristoteles-Universität in Thessaloniki verliehen. Er war Fellow des Royal College of Surgeons (Edinburgh), Ehrenmitglied der Brasilianischen Gesellschaft für Rhinologie und Plastische Gesichtschirurgie und Ehrenmitglied der griechischen, tschechischen, spanischen, ecuadorianischen und rumänischen HNO-Gesellschaft sowie der Europäischen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie.

Er war fortwährend bekannt für seine Geradlinigkeit, Offenheit und Beharrlichkeit. Durch seine ehrliche, verbindliche Art war er bei Kollegen und Mitarbeitern hoch angesehen und geachtet. Als Arzt zeigte er stets menschliche Empathie zu den ihm anvertrauten Patienten, als Lehrer Geduld im Umgang mit seinen Schülern, die er großzügig förderte. Unaufhörlich strebte er persönliche Höchstleistung an, verlangte dies aber im Gegenzug auch von seinen Mitarbeitern.

Mit Wolfgang Draf ist ein hochgeschätzter Arzt und Kollege, ein klinisch-wissenschaftlicher Vordenker und großer Vertreter unseres Fachs gegangen. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und der Familie.

Prof. Dr. med. Konrad SchwagerDirektor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, Kopf-, Hals- und Plastische Gesichtschirurgie und Kommunikationsstörungen (Hör-, Stimm- und Sprachstörungen)