Rofo 2011; 183(12): 1099
DOI: 10.1055/s-0031-1295623
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammabiopsie – Welches Kontrollintervall bei einem benignen Befund?

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Publication Date:
05 December 2011 (online)

 

Rund 75 % der Mammabiopsien ergeben benigne histopathologische Befunde. Im Fall einer Stanzbiopsie werden in der Folge radiologische Verlaufskontrollen zur Bestätigung des Ergebnisses empfohlen, doch das Vorgehen ist uneinheitlich. Ob ein 6-monatiges Kontrollintervall gerechtfertigt ist, haben L.R. Salkowski et al. überprüft.
Radiology 2011; 258: 380–387

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Sonografisch gezielte Stanze bei einem Fibroadenom. a Prefire-Dokumentation der Nadellage direkt vor dem weiter abklärungsbedürftigen Herdbefund. b Postfire-Dokumentation nach Vorschub der Jetnadel.(Bild: Obenauer S, Mohrmann S. Radiologie up2date 2011; 11: 115–132)

Die Autoren bewerteten hierzu retrospektiv die Ergebnisse von Stanzbiopsien der Mamma, die histopathologisch als benigne eingestuft worden waren. Fälle, in denen die histopathologischen Befunde der Biopsie das Ergebnis der bildgebenden Verfahren auf akzeptable Weise bestätigten, wurden als konkordant eingestuft. Divergierten die beiden Befunde, wurden sie als diskordant eingestuft und zur chirurgischen Exstirpation der Veränderung geraten. Dies war im Rahmen einer Konferenz zwischen Radiologen und Pathologen erfolgt, bei der auch die Empfehlung für ein Kontrollintervall ausgesprochen worden war, in der Regel je nach Befund 6 oder 12 Monate. Die Autoren analysierten in der Folge die Ergebnisse der ursprünglichen und die der nachfolgenden Untersuchungen und verglichen beide Kontrollintervalle miteinander. Zusätzlich berechneten sie für beide Intervalle die erforderlichen Kosten anhand von Versicherungsdaten aus dem Jahr 2009. In die Analyse gingen 1306 Patientinnen im Durchschnittsalter von 51 Jahren ein. Insgesamt waren im Studienzeitraum 2244 Biopsien erfolgt mit 1661 benignen, 55 atypischen und 528 malignen Befunden. 1492 der benignen Histologien wurden als konkordant eingestuft, die verbleibenden 169 als diskordant. In 27 Fällen war eine Nachbeobachtung nicht möglich, da sich die Patientinnen für eine Exzision entschieden hatten oder die Läsion zufällig im Rahmen der Exzision eines zusätzlichen Befunds mit entfernt worden war. Von 1057 der 1465 konkordanten benignen Läsionen mit verfügbarer Nachbeobachtung (im Mittel 26,4 Monate) betrugen die Raten empfohlener erneuter Biopsien bei 6-Monats-Intervallen 0,8 % (4/526), bei 12-Monats-Intervallen 0,5 % (3/588) und in der Langzeitnachbeobachtung 1,0 % (8/802). Im Langzeitintervall fand sich 1 maligne Läsion, ansonsten kein bösartiger Befund (positiver Vorhersagewert für empfohlene Exzision 12 % und für eine durchgeführte Exzision 20 %). Durch Verzicht auf die 526 Untersuchungen nach 6 Monaten hätten sich 62 737 $ sparen lassen.

Fazit

Bei benignen Befunden einer Mammabiopsie, die mit der Bildgebung konkordant sind, haben 6-monatige radiologische Kontrollintervalle gegenüber 12-monatigen Intervallen keinen Vorteil, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen