Zeitschrift für Komplementärmedizin 2012; 4(1): 54-55
DOI: 10.1055/s-0031-1298182
zkm | Praxis

© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Heilpflanzenporträt: Ginseng (Panax ginseng) – eine Menschenwurzel

Erwin Häringer
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 February 2012 (online)

[1]

Abb. 1 Medizinisch verwendet werden die Wurzeln von ca. 4–7 Jahre alten Ginsengpflanzen. © Ginseng Int., Kelkheim.

Wenn in unseren Breiten im Monat Dezember der Kienfackelträger in einer Höhle im Parnass, der junge Tag zur Wintersonnenwende von der „jungen Frau“ (in unseren Breiten als Sternbild über dem Horizont) geboren wird, sind viele Ängste der langen Nacht verflogen und es folgt mit dem römischen „dies natalis soli invicti“, was später als Weihnachten gefeiert werden wird, das Ende der stillen Zeit.

In anderen Kulturen legen dann die 7 Glücksgötter in der Silvesternacht auf ihrer Fahrt zur Insel der Seligen im Hafen „Erde“ an. So wie die 3 Magier (die 3 Könige aus dem Morgenland) als die „Harmonisierer“ auf der Tetraktys, dem Lambdoma der Phytagoräer, in unserer Kultur dem Christuskind neben Gold mit Weihrauch und Myrrhe wichtige Heilpflanzen schenken, so haben auch die japanischen Glücksgötter neben materiellen auch immaterielle Geschenke.

Insbesondere die beiden aus dem chinesischen Daoismus stammenden unsterblichen alten Männer „fukurokuju“ (wörtl. Glück – Erfolg – langes Leben) und „jurojiin“ (alter Mann des langen Lebens) haben neben vielen Emblemen der Langlebigkeit wie Hirsch, Schildkröte und Kranich auch den Ginseng als eine Begleitpflanze in ihrer Ikonografie.

Jen shen, „Menschenwurzel“, genauer „die Kraft der Erde in Form eines Menschen“, auch Wurzel des Lebens, wird der Ginseng genannt. In Europa heißt er „Gigen“, „Kraftwurz“ oder noch deutlicher „Samwurz“. So wie mit der Silbe „ju“ im Namen der Glücksgötter das lange Leben verborgen ist, was sich auch in ihren markanten, phallisch anmutenden Schädelformen zeigt, so stecken etymologisch verwandte Begriffe wie Vitalität, Hoden und Samen, aber auch „Gott“ im chinesischen Schriftzeichen für Ginseng.

Literatur

Erwin Häringer, M. D., Ph. D., Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Dozent der LandesärztekammerErwin Häringer, M. D., Ph. D 

Lehrpraxis und Lehrauftrag der LMU

Karl-Theodor-Straße 93

80796 München

Email: erwin.haeringer@gmx.de