Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72(1): 41
DOI: 10.1055/s-0031-1298213
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

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M. W. Beckmann
Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
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Publication Date:
07 February 2012 (online)

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Autorinnen und Autoren,

Die Frage, ob Deutsch als Wissenschaftssprache überhaupt eine Zukunft hat, hat in allen Wissenschaften zu einer breiten und immer noch nicht abgeschlossenen Diskussion geführt. In unserem Fach, der Medizin, ist diese Debatte nach meinem Eindruck mehr oder weniger abgeschlossen – aber nicht weil sich die Gegner und Befürworter des Englischen als Wissenschaftssprache auf irgendeine Weise geeinigt hätten, sondern weil die Entwicklung der wissenschaftlichen Publizistik Fakten geschaffen hat.

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang nicht die Frage, in welcher Sprache medizinisches Wissen publiziert wird. Entscheidend ist vielmehr, in welcher Form das vorhandene und zugängliche Wissen auffindbar ist. Die Antwort liegt in den internationalen medizinischen Literatur-Datenbanken: Dort (in MedLine und anderen Artikeldatenbanken) wird Wissen katalogisiert, und die Nutzung und Verbreitung des Wissens wird (zum Beispiel in den Journal Citation Reports und im Web of Knowledge des Institute of Scientific Information) bibliometrisch erfasst.

Ganz gleich also, in welcher Sprache eine wissenschaftliche Information formuliert wird, ihre Übermittlung, Organisation und Kommunikation erfolgt über Gateways, die englische Informationen verarbeiten und auf Englisch genutzt werden. Und dies gilt nicht nur international: Auch die nationalen Wissenschafts-Communities nutzen die englischen Plattformen.

Die „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ akzeptiert und publiziert seit langer Zeit englische Wissenschaftsartikel. Deutsche Artikel werden mit englischen Abstracts und Keywords versehen. Die Herausgeber und der Verlag gehen jetzt an zwei wichtigen Stellen weiter, um die GebFra in der nationalen und internationalen Wahrnehmung zu stärken.

Der eine Schritt: Alle wissenschaftlichen Arbeiten werden in englischer Sprache publiziert. Bei Artikeln, die auf Deutsch eingereicht werden, wird die deutsche Ursprungsversion in der Verlagsdatenbank Thieme-connect als Zusatzinformation zum englischen Artikel vorgehalten.

Der zweite Schritt: Alle englischsprachigen Arbeiten werden in ihrer Online-Fassung frei zugänglich sein. Die elektronische Nutzung dieser Artikel wird also für alle Nutzer weltweit kostenfrei möglich sein. Dies ist ein Teil unserer Maßnahmen, den Beiträgen unserer Autoren eine optimale Verbreitung und Aufmerksamkeit zu ermöglichen.

Beide Maßnahmen betreffen ausschließlich den wissenschaftlichen Teil der Zeitschrift; wir haben sie bereits in der Dezember-Ausgabe 2011 gestartet. Mit ihnen wird die GebFra ihren Charakter als bedeutendste deutsche Wissenschaftspublikation in unserem Fach festigen. Sie halten mit dieser Ausgabe des Januar 2012 eine Zeitschrift in der Hand, die ihren Anspruch bekräftigt, umfassend, aktuell und breit zu informieren. Leserinnen und Leser, die rasche und prägnante Informationen zur nationalen und internationalen Entwicklung des Faches erwarten, bekommen diese wie gewohnt in hoher Qualität geliefert. Auch die Fortbildung und einschlägigen – und übrigens sehr gut wahrgenommenen – aktuellen Debatten, die wir außerhalb der im engeren Sinn wissenschaftlichen Übersichts- und Originalarbeiten präsentieren, werden weiterhin auf Deutsch stattfinden.

Wir schlagen damit ein neues Kapitel in der Geschichte der GebFra auf. Herausgeber und Verlag freuen sich dabei auch darauf, auf diese Weise die Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren der „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“ zu intensivieren – und damit gemeinsam auch in Zukunft den Leserinnen und Lesern der Zeitschrift ein attraktives und zeitgemäßes Informationsangebot zu machen.

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann