Zahnmedizin up2date 2012; 6(1): 35-54
DOI: 10.1055/s-0031-1298243
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kariesdiagnostik

Rainer Haak
,
Kyung-Jin Park
,
Felix Krause
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. März 2012 (online)

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Einleitung

In den vergangenen Jahrzehnten ist in den Industrienationen ein erheblicher Rückgang der Kariesprävalenz zu verzeichnen. Diese Daten werden in der Regel mit dem DMF-T/S-Index erhoben, wobei als Schwellenwert für eine kariöse Läsion das sog. D3-Niveau registriert wird. Ein Defekt wird demnach erst einbezogen, wenn bereits das Dentin freiliegt oder unterminierter Schmelz diagnostizierbar ist [1]. Nach heutigem Verständnis ist allerdings klar, dass Karies als Erkrankungsprozess zu verstehen ist und kariöse Läsionen sich in einem Kontinuum verschiedener Ausprägungen präsentieren. Initiale Läsionen mit nicht eingebrochenen Oberflächen („subsurface lesions“) sind deutlich häufiger als etablierte Defekte oder gefüllte Zahnflächen und erschweren die Detektion und Bewertung kariöser Läsionen wesentlich [2]. Die Erkrankung Karies ist als Resultat eines Ungleichgewichts der residenten oralen Mikroflora zugunsten einer Besiedlung mit potenziell stärker kariogenen Bakterien zu verstehen. Mit diesem Verständnis, dass der kariöse Prozess lange vor der Kavitation startet, ergeben sich neue Anforderungen an Diagnostik und Intervention, deren gesamter Katalog sowohl präventive als auch restaurative Maßnahmen umfasst.

Merke: Ziel des Kariesmanagements ist es, die Zähne unversorgt zu erhalten und auftretende kariöse Läsionen bereits auf einem subklinischen Niveau zu erkennen und stabil zu halten.

Grundsätzlich ergibt sich hieraus eine Abfolge miteinander verbundener Schritte, die insgesamt ein modernes Kariesversorgungskonzept repräsentieren [3]:

  • Kariesdetektion

  • Läsionsbeurteilung

  • Läsionsmonitoring mit Wiederholungsmessungen

  • Beurteilung der Kariesaktivität

  • Diagnose, Prognose, Therapieentscheidung

  • Intervention/Behandlung(en)

  • Ergebniskontrolle

Deutlich wird, dass im klinischen Alltag bis zur Therapieentscheidung unterschiedliche Stationen eines Entscheidungsprozesses durchlaufen werden, die in einer Verkettung von Phasen der Gewinnung von Informationen und deren Auswertung bestehen. Eine Diagnose als Abschluss der klinischen Beurteilung ist dabei nur ein Etappenziel auf dem Weg zur Therapieentscheidung. Diagnostische Verfahren akkumulieren Informationen, die einer korrekten Einschätzung des Krankheits- bzw. Gesundheitszustands dienen sollen, um daraus resultierend Präventions- oder Therapieentscheidungen zu verbessern [4].