Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72(5): 378-383
DOI: 10.1055/s-0031-1298448
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mehrlinge. Mehrlingsschwangerschaft – Risikoschwangerschaft

Josef Deutinger
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Publication Date:
30 May 2012 (online)

Hintergrund

Mehrlingsschwangerschaften stellen eine große Herausforderung für die betreuenden Geburtshelfer und Pränatalmediziner dar. Die maternale Morbidität bei Mehrlingsschwangerschaften ist erhöht; die pränatale und neonatale Morbidität korreliert mit der Zahl der Feten. Mittlerweile sind 3 % aller Geburten Mehrlingsgeburten. So haben z. B. Zwillingsschwangerschaften seit 1980 um 65 % zugenommen, höhergradige Mehrlingsschwangerschaften um 500 %! Durch die assistierte Reproduktion kommt es zu einer weiteren Zunahme. Mit der Anzahl der Feten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine assistierte Reproduktion die Ursache war; bei einer Zwillingsschwangerschaft liegt diese bei 72 %, bei einer Drillingsschwangerschaft bereits bei 84 % und spontane Fünflinge gibt es so gut wie überhaupt nicht.

Merke

Wegen der steigenden Zahl von Schwangerschaften nach assistierter Reproduktion nimmt die Rate der Mehrlingsschwangerschaften zu.

Die Mehrlingsschwangerschaft ist eine Risikoschwangerschaft! Sie hat ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für Totgeburt, ein 7-faches Frühgeburtlichkeitsrisiko und ein 4-faches Risiko für neurologische Defizite. Der 2. Mehrling hat gar eine um 37 % höhere perinatale Mortalitätsrate als der 1. Mehrling! Die Mehrlingsschwangerschaft gilt auch als Risikofaktor für elterliche Belastungsreaktionen. Zudem erhöht sich die Häufigkeit von Depressionen bei Müttern von Mehrlingen signifikant.