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DOI: 10.1055/s-0031-1298797
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Dezember 2011 (online)
Auch 2011 gehörten wieder viele Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren der PPmP zu den Besuchern und Referenten des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), der jedes Jahr Ende November in Berlin stattfindet. Mit 9000 Teilnehmern, knapp 1700 aktiven Referentinnen und Referenten und fast 600 Veranstaltungen hat er sich inzwischen als größter „Psych“-Kongress in Europa etabliert. Trotz eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds konnte die Teilnehmerzahl auf dem hohen Niveau des Vorjahres gehalten werden. Während die Zahl der Besucher aus dem nicht deutschsprachigen Ausland sank, ist sie aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitschrift, also aus der Schweiz und aus Österreich, noch einmal angestiegen. Ebenso erfreulich ist der Trend, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunehmend auch aus unterschiedlichen Berufsgruppen (v. a. aus Psychologie und Pflege) sowie vermehrt aus verschiedenen Facharztgruppen stammen. Dies trägt zur noch stärkeren Interdisziplinarität unseres therapeutischen und wissenschaftlichen Handelns bei. Auch die Zahl der noch studierenden Kongressteilnehmer ist gestiegen, was dem Kongress ein zunehmend junges Gesicht verleiht und hoffentlich zukunftsweisend ist.
Der Kongress 2011 stand unter dem Motto der „Personalisierten Diagnostik und Therapie in Psychiatrie und Psychotherapie“ und beleuchtete intensiv verschiedene Aspekte und Möglichkeiten der sog. „personalisierten Medizin“, aber auch deren Grenzen. So wurde am Beispiel der Demenzen, Psychosen und Suchterkrankungen die Frage erörtert, inwieweit mithilfe von Biomarkern Risikopersonen identifiziert und individuell frühe Stadien einer psychischen Erkrankung erkannt werden können, um darauf aufbauend mit frühen Interventionen den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Bezogen auf eine personalisierte bzw. individualisierte Psychiatrie und Psychotherapie wurde diskutiert, wie es gelingen kann, eine optimale Therapiestrategie auf der Grundlage individueller biopsychosozialer Voraussetzungen zu entwickeln. Noch stärker als in anderen Fachgebieten sind bei der Auswahl von evidenzbasierten Therapien biografische, subjektive und krankheitsbezogene Erfahrungen zu berücksichtigen und Persönlichkeitsfaktoren, Beziehungsmuster und Konfliktkonstellationen der Patienten einzubeziehen. Aber auch die Gesundheit und Lebensqualität von uns Ärzten und Therapeuten selbst stand im Blickpunkt des Kongresses. Zentrale Themen waren hier das Burnout-Syndrom bei Ärzten und Pflegenden sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die Planungen für den nächsten DGPPN-Kongress, der vom 21. – 24.11.2012 stattfinden wird, sind bereits angelaufen. Er wird unter dem Leitthema „Die Zukunft der Psycho-Sozialen Medizin“ stehen und noch mehr als bisher alle psychosozialen Arbeitsfelder und Themenbereiche, also auch die Psychotherapie, die Psychosomatische Medizin und die Medizinische Psychologie, aktiv einbeziehen. Der Kongress wird sich somit den zahlreichen Interaktionsfeldern zwischen Psyche, Gehirn und Körper widmen. Er wird verstärkt den Austausch mit Nachbardisziplinen im psychosozialen Bereich wie Psychologie und Psychosomatik suchen, auf somatische Komorbiditäten in Psychiatrie und Psychotherapie achten sowie die Bereiche Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie fokussieren. Ich möchte Sie als Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift schon jetzt sehr herzlich zu diesem – „unserem“ – DGPPN-Kongress 2012 einladen und Sie zur selbstbewussten und aktiven Teilnahme, sei es als Besucher oder als Referenten, ermuntern.