Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1299049
Sympathische Ophthalmie nach Pars-plana-Vitrektomie
Sympathetic Ophthalmia Following Pars Plana VitrectomyPublication History
27 May 2011
08 November 2011
Publication Date:
15 December 2011 (online)
Sympathische Ophthalmie ist eine sehr seltene beidseitige granulomatöse Uveitis, die nach Operationen oder Traumen eines Auges auftreten kann. Der Anteil postchirurgischer sympathischer Ophthalmien, besonders auch nach vitreoretinalen Operationen, nimmt zu [5].
Es wird über einen 66-jährigen männlichen Patienten berichtet. Am rechten, gesunden Auge zeigte sich ein altersentsprechender, regelrechter Befund (Visus 1,0). Am linken Auge lag der Visus bei Lichtschein mit intakter Projektion; es waren ein iritischer Reizzustand, eine mature Katarakt sowie im Ultraschall eine PVR-Ablatio mit engem Trichter sichtbar. Bereits 7 Monate vorher hatte der Patient jegliche Operation am linken Auge abgelehnt. Es wurde jetzt eine diagnostische Pars-plana-Vitrektomie am linken Auge zur Materialgewinnung zum Ausschluss eines malignen Non-Hodgkin-Lymphoms durchgeführt, nachdem der Patient mit einem relativ kleinen operativen Eingriff einverstanden war. Das Ergebnis (Zytologie) war negativ.
8 Wochen postoperativ war eine Sehverschlechterung am rechten Auge von 1,0 auf 0,6 zu beobachten. Bei reizfreiem Vorderabschnitt zeigte sich funduskopisch ein leichtes Makulaödem. Aufgrund der Ergebnisse der Fluoreszenzangiografie ([Abb. 1]) und der optischen Kohärenztomografie ([Abb. 2]) bestand der Verdacht auf eine Pigmentepitheliopathie mit umschriebener flacher seröser Ablatio (Differenzialdiagnose: Retinopathia centralis serosa, diffuse retinale Pigmentepitheliopathie). Das HLA-DR4-Antigen war homozygot positiv und das HLA-A11-Antigen negativ.
Da es mittels konservativer Behandlung mit Indometacin und Acetazolamid oral zu keiner Befundbesserung am rechten Auge kam (Visus 0,5), wurde wegen der Differenzialdiagnose einer sympathischen Ophthalmie sowie zum Ausschluss eines Non-Hodgkin-Lymphoms auf Wunsch des Patienten die Enukleation des linken Auges (Visus Lichtschein, keine Projektion) durchgeführt. Eine kurative Behandlung war nicht möglich.
Bei der pathologischen und histologischen Aufarbeitung des Bulbus zeigten sich in den entzündlichen Infiltraten CD8-positive zytotoxische T-Lymphozyten, CD20-positive B-Lymphozyten sowie in der Vorderkammer mittels des Markers MPO identifizierte Granulozyten ([Abb. 3]). Dieser Befund sprach für ein immunvermitteltes Geschehen im Sinne einer sympathischen Ophthalmie [3]; es bestand kein Anhalt für ein Non-Hodgkin-Lymphom.
Die nun durchgeführte systemische immunsuppressive Therapie mit Steroiden (in absteigender Dosierung) und Cyclosporin A führte zum Rückgang der serösen Ablatio und zum Visusanstieg auf 0,6 am rechten Auge [2]. Aufgrund einer Cataracta complicata sank der Visus innerhalb von mehreren Monaten auf 0,05. Der Retinometervisus vor geplanter Kataraktoperation betrug 0,8. Der Befund des Augenhintergrunds des rechten Auges ist seit 2 Jahren stabil.
Zur Beurteilung des Netzhautbefunds ist neben der Fluoreszenzangiografie die optische Kohärenztomografie eine vorzügliche diagnostische Methode. Der Fall belegt, dass auch nach einer Pars-plana-Vitrektomie bei entsprechender Symptomatik an eine sympathische Ophthalmie gedacht werden muss.
Interessenkonflikt: Nein
-
Literatur
- 1 Chan CC, Roberge RG, Whitcup SM et al. 32 cases of sympathetic ophthalmia A retrospective study at the National Eye Institute, Bethesda, Md., from 1982 to 1992. Arch Ophthalmol 1995; 113: 597-600
- 2 Galor A, Davis JL, Flynn Jr HW et al. Sympathetic ophthalmia: incidence of ocular complications and vision loss in the sympathizing eye. Am J Ophthalmol 2009; 148: 704-710
- 3 Pleyer U, Dutescu M. Sympathische Ophthalmie. Ophthalmologe 2009; 106: 167-176
- 4 Ramadan A, Nussenblatt RB. Visual prognosis and sympathetic ophthalmia. Current Opinion in Ophthalmology 1996; 7III: 39-45
- 5 Thurau S, Wildner G. Chorioiditis. Ophthalmologe 2010; 107: 79-93