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DOI: 10.1055/s-0031-1299063
Die Hepatologie im Spannungsfeld zwischen Klinik und Forschung
Hepatology: From Basic Science to the ClinicPublication History
Publication Date:
05 January 2012 (online)
Die Hepatologie ist ein besonders dynamisches Gebiet der Inneren Medizin. So konnten in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte im Verständnis der Pathogenese, des natürlichen Verlaufs, der Diagnostik, der Therapie sowie der Prävention verschiedener Lebererkrankungen verzeichnet werden. Lebererkrankungen werden in der westlichen Welt überwiegend durch Alkohol oder andere Toxine, durch die Hepatitisviren A – E, besonders häufig das Hepatits-B-Virus (HBV) und Hepatitis-C-Virus (HCV), durch hereditäre und autoimmune Prozesse, durch die sich primär an den Gallenwegen manifestierende primär biliäre Zirrhose und primär sklerosierende Cholangitis und die nicht alkoholische Steatohepatitis verursacht. Chronische Lebererkrankungen können bis zur Leberzirrhose fortschreiten, die mit zahlreichen klinischen Manifestationen, wie Ösophagusvarizen, Aszites, hepatische Encephalopathie, hepatorenales Syndrom oder hepatozelluläres Karzinom assoziiert sind.
In Deutschland wird an allen diesen wichtigen Erkrankungen und Komplikationen grundlagenwissenschaftlich und klinisch geforscht. Die großen Fortschritte auf dem Gebiet der Hepatologie beruhen dabei auf interdisziplinären und transnationalen Forschungsansätzen. Tatsächlich sind viele teilweise bereits klinisch relevante Neuerungen der letzten Jahren nur über eine enge Interaktion zwischen Virologen, Biochemikern, Pathologen, Immunologen, klinischen Pharmakologen, Mikrobiologen, Internisten und Chirurgen möglich gewesen. Als Beispiel seien hier z. B. die Identifizierung eines genetischen Polymorphismus im IL-28B-Gen als Prognoseparameter für die Therapie mit Interferon und Ribavirin bei der chronischen HCV-Infektion, die Etablierung neuer molekularer Therapien bei der HCV-Infektion und dem HCC, die Beschreibung von Antikörpern gegen Salztransporter als neuer Cholestasemechanismus, die Identifizierung der Mediatoren des cholestatischen Pruritus oder neue Einblicke in die Immunbiologie der Fibrose und des hepatozellulären Karzinoms genannt.
Der besondere Forschungsschwerpunkt auf dem Gebiet der Hepatologie in Deutschland wird u. a. durch zahlreiche Forschungsverbundprojekte zu Themen wie z. B. der hepatischen Encephalopatie, der Virushepatitis, dem hepatozellullären Karzinom, der Leberfibrose, der Kommunikation zwischen Leberzellen und anderen Organen, der portalen Hypertension oder der Leberimmunologie verdeutlicht. Darüber hinaus werden zahlreiche Nachwuchswissenschaftler über Förderprogramme, teilweise auch Exzellenzprogramme, vor allem der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf dem spannenden Gebiet der Hepatologie unterstützt.
Die starke interdisziplinäre Vernetzung auf dem Gebiet der Hepatologie zeigt sich besonders auf der gemeinsamen Tagung der GASL (Deutsche Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber), die 1985 in Mainz unter der Leitung von Herrn Prof. Karl-Hermann Meyer zum Büschenfelde zum ersten Mal stattfand. Es ist und bleibt ein führendes Ziel der GASL, Nachwuchswissenschaftler aus den verschiedenen klinischen und experimentellen Bereichen der Hepatologie zusammenzuführen und einen interdisziplinären Dialog zu ermöglichen. Um zu gewährleisten, dass die GASL vor allem auch Sprachrohr für junge Nachwuchswissenschaftler bleibt, gehören dem Programmkomitee 6 Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen an, die alle zum Zeitpunkt der Wahl nicht älter als 40 Jahre sein dürfen. Tatsächlich hat sich in den letzten 25 Jahren wenig im Ablauf der GASL verändert. Es finden keine Parallelsymposien, Parallelsitzungen oder Sattelitensymposien statt, sondern der Hauptfokus liegt auf der Präsentation von neuen wissenschaftlichen und klinischen Ergebnissen. Auch in diesem Jahr werden die Vortragsthemen auf der 28. Jahrestagung der GASL in Hamburg von wichtigen klinischen Fragestellungen, wie z. B. der Therapie der akuten Hepatitis C, der klinischen Präsentation der primären Zirrhose oder der Lebertransplantation beim HCC bis zu grundlagenwissenschaftlichen Themen wie neue Erkenntnisse über die Pathogenese von Cholestase, Apoptose, Fibrose, NASH und HCC reichen.
Das aktuelle GASL-Sonderheft der Zeitschrift für Gastroenterologie unterstreicht die Dynamik auf dem Gebiet der Hepatologie. In dem Beitrag von Frau Dr. Sass wird die immunbiologische Bedeutung der Hämoxygenase 1 in verschiedenen Erkrankungen dargestellt. In dem Beitrag von Herrn PD Dr. Andreas Teufel aus Mainz wird das Konzept der individuellen Hepatologie und deren Relevanz für die klinische Praxis eindrücklich dargestellt. In dem Beitrag von Herrn Flecken werden die aktuellen Konzepte zur Immunbiologie des HCC und mögliche therapeutische Implikationen zusammengefasst. Weiterhin fasst Herr Professor Sarrazin die aktuellen Empfehlungen zur Triple Therapie der HCV-Infektion zusammen. Die Bedeutung der Epidemiologie und Klinik der chronischen Hepatitis B in Deutschland wird in der Originalarbeit von Herrn Dr. Fischer hervorgehoben. Klinische Fallberichte unterstreichen die Vielfältigkeit und Herausforderungen auf dem spannenden Gebiet der Hepatologie.
Wir hoffen, dass die verschiedenen wissenschaftlichen und klinischen Themen Sie ansprechen und wünschen Ihnen für ihre tägliche Arbeit in Forschung, Klinik oder Praxis eine anregende und gewinnende Lektüre.