Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(5): 540
DOI: 10.1055/s-0031-1299410
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hornhautbanken

Eye Banks
G. K. Lang
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Publication Date:
16 May 2012 (online)

In dieser Ausgabe der Klinischen Monatsblätter findet sich unter der Rubrik „Offene Korrespondenz“ der Leistungsbericht 2010 der Sektion Gewebetransplantation und Biotechnologie der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Unter dem Dach der Sektion Gewebetransplantation und Biotechnologie sind derzeit 26 Augenbanken freiwillig organisiert.

Die Einrichtung von Hornhautbanken ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte.

Eine Hornhautbank heutzutage zu etablieren, ist mit einer großen bürokratischen Kraftanstrengung verbunden, da die Regularien immer strenger werden und strikter gehandhabt werden. Weiterhin sind hohe Investitionen im Sinne von zusätzlichem Personal und dem Vorhalten von Infrastruktur verbunden. Für 2011 wird die Fertigstellung der Richtlinien der Bundesärztekammer zum Führen einer Hornhautbank ebenso erwartet wie die des Musterzulassungsantrags beim Paul-Ehrlich-Institut. Außerdem soll über einen Musterzulassungsantrag für Amnionmembran entschieden und die Zulassung für “precut tissue“ weiter erarbeitet werden.

Die Hornhautchirurgie hat sich in den letzten Jahren dahingehend entwickelt, dass Operationstechniken zunehmend in den Vordergrund treten (DSAEK bzw. DMEK), die allein schon von der Präparation derartiger Transplantate das Vorhandensein einer Hornhautbank unumgänglich machen. Dies spiegelt sich in der Tatsache wider, dass gerade Hornhautzentren, die über eine eigene Hornhautbank verfügen, auch und gerade deshalb hohe Operationszahlen erzielen können. So ist beim Nestor der DMEK Gerrit R. J. Melles, M. D., Ph. D. in Rotterdam die Transplantatpräparation für eine DMEK so geregelt, dass eine Mitarbeiterin der Hornhautbank darauf spezialisiert ist, mit höchstem manuellem Geschick entsprechende Transplantate zu präparieren. Aufgrund des zu erwartenden „Ausschusses“ ist ein Back-up von mehreren Hornhäuten, auf die zugegriffen werden kann, notwendig. Dies gilt in Zukunft für alle Hornhautbanken.

Eine Hornhautbank am Laufen zu halten, ist mit extrem hohem personellem und zeitlichem Aufwand verknüpft und bedarf der ständigen Motivation der Mitarbeiter. So ergab eine Studie von K. Rosenbaum et al., dass trotz großem personellen und zeitlichen Aufwand nur bei 6 % aller potenziellen Spender die Hornhäute entnommen werden konnten. Laut den Autoren lägen 60 % der Ursachen für ein Scheitern der Hornhautspende bei dem medizinischen Personal und den Angehörigen begründet. Daher sei es vor allem wichtig, medizinisches Personal und die Bevölkerung durch Schulung und Öffentlichkeitsarbeit von der Wichtigkeit der Hornhautspende zu überzeugen [1].

Die Arbeit in der Hornhautbank ist gekennzeichnet durch psychologisch belastende Tätigkeiten im Umgang mit Angehörigen, die gerade den Verlust eines nahen Verwandten zu verkraften haben, und hier einer Gewebeentnahme zustimmen sollen. Auch die Entnahmetätigkeit mit Hin- und Rückfahrt, oft bis zu 100 km Umkreis, ist für den in der Augenbank diensthabenden Assistenzarzt/-ärztin keine im Sinne der Weiterbildung attraktive Tätigkeit.

Kliniken, welche die Kraftanstrengung der Etablierung einer Augenbank erfolgreich gemeistert haben, bieten die Voraussetzungen, in der Hornhautchirurgie speziell bei den neuen Techniken vorne mit dabei zu sein.

Prof. Dr. Gerhard K. Lang, Ulm

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  • Literatur

  • 1 Rosenbaum K, Rottler J, Steinbach R et al. Limitierte Verfügbarkeit von potenziellen Hornhaut-Spendern: Gründe und Verbesserungsvorschläge. Klin Monatsbl Augenheilkd 2010; 227: 418-422