Der Klinikarzt 2011; 40(12): 542
DOI: 10.1055/s-0031-1299635
Medica e. V.
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachhaltige Lebensstiländerung – "LEICHTER LEBEN": Strategie zur betrieblichen Gesundheitsförderung gewinnt den MEDICA-Förderpreis für Interdisziplinäre Projekte in der Medizin 2011

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Dezember 2011 (online)

 

"Leichter Leben" ist ein strukturiertes Programm zur betrieblichen Gesundheitsförderung, das eine nachhaltige Lebensstiländerung mit mehr Wohlbefinden, größerer Arbeitszufriedenheit und geringeren Fehlzeiten der Mitarbeiter induzieren kann. Für diese Initiative werden die Internistin und Betriebsärztin der Stadt Esslingen am Neckar, Dr. Vera Wienhausen-Wilke, und die Sportwissenschaftlerin Dr. Katrin Schneider, Mainhardt, mit dem diesjährigen MEDICA-Förderpreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert, wird von der Zeitschrift "klinikarzt" gestiftet und wurde von der MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e. V. am 16. November im Rahmen der MEDICA 2011 in Düsseldorf verliehen.

"Der Erhalt der physischen und psychischen Leitungsfähigkeit der Mitarbeiter ist eine der wichtigsten Aufgaben des betrieblichen Gesundheitsmanagements", so Vera Wienhausen-Wilke. "Unser Ziel ist es, eine langfristige Gewichtsreduktion durch nachhaltige Veränderung des Gesundheitsverhaltens, insbesondere des Ess- und Bewegungsverhaltens, zu erreichen."

Zu diesem Zweck entwickelte die Internistin gemeinsam mit der Sportwissenschaftlerin Katrin Schneider ein interdisziplinäres Langzeitprojekt für Mitarbeiter der Stadt und des Klinikums Esslingen.

Zwischen Oktober 2008 und Januar 2011 konnten die Beschäftigten in 3 Phasen an einem Programm teilnehmen, das ein gezieltes Bewegungstraining (Ausdauer, Kraft, Flexibilität) mit Modulen der Ernährungsberatung sowie des Verhaltens- und Stressmanagements verknüpft. Begleitend erfolgten regelmäßige internistische Gesundheits-Checkup-Untersuchungen und ein Monitoring wichtiger medizinischer Parameter sowie der Lebensqualität. Das interdisziplinäre Betreuerteam umfasste neben der Betriebsärztin und der Sportwissenschaftlerin weiteres Fachpersonal aus den Bereichen Sportpädagogik, Physiotherapie, Psychologie, Ökotrophologie, Ernährungsmedizin, Pflege und Sozialdienst.

An der ersten Phase des Projekts nahmen 41 Probanden teil, an der zweiten 35 und an der dritten Phase 16. 91 % der Teilnehmer der ersten Phase und 50 % der Teilnehmer der zweiten Phase konnten ihr Gewicht erfolgreich reduzieren (im Durchschnitt um 2,8 bzw. 1,2 kg). Bei zwei Dritteln der Probanden führte das Programm zu einer messbaren Verbesserung des Lipidprofils und der Nüchternblutzuckerwerte. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer empfand ein gesteigertes Wohlbefinden und eine erhöhte Leistungsfähigkeit.

"Die Initiative zeigt, dass mit einem interdisziplinär ausgerichteten Programm zur betrieblichen Gesundheitsförderung eine nachhaltige Lebensstiländerung in vielen Fällen möglich ist", so Prof. Werner A. Scherbaum, Präsident der MEDICA-Gesellschaft. "In unserer alternden Erwerbsbevölkerung sind solche Aktivitäten als vorbildliche betriebliche Prävention zu bewerten."

Die Zeitschrift klinikarzt (Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart) wird als Organ der MEDICA Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Medizin e.V. wird in einer der ersten Ausgaben des Jahres 2012 über dieses und einige andere zur Prämierung eingereichte Projekte berichten.

Zahlreiche weitere Projekte belegen den steigenden Stellenwert der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Medizin. So z. B. die Vorstellung des Aufbaus eines interdisziplinären Wirbelsäulenzentrums, einem Verbund aus einer Abteilung für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, einer Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, einer Sektion für Neurochirurgie und einer Abteilung für physikalische Medizin und Rehabiliation, mit dem Ziel einer verbesserten Qualität für die Patienten und um allen Altersgruppen bei Erkrankungen und Veränderungen der Wirbelsäule ein Optimum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten anbieten zu können.

Ein anderes Projekt präsentiert einen freiwilligen Zusammenschluss aller Akut- und Reha-Kliniken eines Kreisgebietes unter Führung des Gesundheitsamtes zu einerm MRSA-Netzwerk. Ziel des Netzwerkes ist die Entwicklung gemeinsamer Strategien, Infektionen durch multiresistente Erreger und die Zirkulation der Erreger zwischen den medizinischen Einrichtungen zu reduzieren.

Zoom ImageZoom Image
Von links: Prof. Werner A. Scherbaum (Präsident MEDICA e. V.), Dr. Vera Wienhausen-Wilke, Dr. Katrin Schneider (Preisträgerinnen), Stefanie Schikora (Georg Thieme Verlag)