Der Klinikarzt 2011; 40(12): 593-594
DOI: 10.1055/s-0031-1299645
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Therapie des fortgeschrittenen NSCLC – Erlotinib jetzt zur Erstlinientherapie bei Patienten mit EGFR-Mutation zugelassen

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Publikationsdatum:
27. Dezember 2011 (online)

Am 1. September 2011 hat Erlotinib (Tarceva®) die europaweite Zulassung zur Erstlinientherapie beim fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) erhalten. Diese Zulassungserweiterung ist relevant für Patienten mit aktivierenden Mutationen im epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR). Die Ergebnisse der zulassungsrelevanten EURTAC-Studie (European Tarceva Versus Chemotherapy Phase III Study) zeigten, dass diese Patienten first-line signifikant stärker von einer Monotherapie mit Erlotinib als von einer platinbasierten Chemotherapie profitieren [ 1 ]. Nach Platin hingegen wirkt Erlotinib unabhängig vom EGFR-Mutationsstatus sowohl in der Erhaltungs- als auch in der Zweit- und Drittlinientherapie [ 2 ]–[ 4 ].

"Patienten mit aktivierenden EGFR-Mutationen zeigen unter Erlotinib ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) als unter einer platinbasierten Chemotherapie", berichtete Dr. Martin Reck, Großhansdorf. In der EURTAC-Studie erreichten die 77 Patienten im Erlotinib-Arm mit 9,7 Monaten ein fast doppelt so hohes medianes PFS wie die 76 Patienten im Chemotherapie-Arm (5,2 Monate; HR 0,37; 95 %-KI 0,25 – 0,54; p < 0,0001). Das Risiko für eine Krankheitsprogression verringerte sich damit um 63 % [ 1 ]. Dementsprechend sei in diesem Setting die Monotherapie mit Erlotinib der Chemotherapie vorzuziehen, folgerte Reck. Ein vergleichbares Ergebnis wurde zuvor bereits in der OPTIMAL-Studie an asiatischen Patienten mit EGFR-Mutation gezeigt. Hier zeigte sich nahezu eine Verdreifachung des PFS von 4,6 im Chemotherapie-Arm auf 13,7 Monate unter Erlotinib (HR 0,164; 95 %-KI 0,105–0,256; p <0,0001) [ 6 ], [ 7 ].

Die Phase-III-Studie EURTAC untersuchte erstmalig an einem randomisierten westlichen Patientenkollektiv mit aktivierenden EGFR-Mutationen den Erstlinieneinsatz von Erlotinib. Sie erreichte ihren primären Endpunkt (medianes PFS) schon in einer vorab geplanten Interimsanalyse. "Ein ausschlaggebendes Argument für den Erstlinien-Einsatz von Erlotinib ist für den behandelnden Arzt sicher auch das hohe Therapieansprechen, welches in der EURTAC-Studie beobachtet wurde", merkte Reck an. Zum Zeitpunkt der aktualisierten Zwischenanalyse lag die Gesamtansprechrate (ORR) unter Erlotinib bei 58 %, im Chemotherapie-Arm hingegen bei 15 % (p < 0,0001) [ 1 ].

 
  • Literatur

  • 1 Rosell R et al. J Clin Oncol 2011; 29 (Suppl. 15S) Abstract 7503 and oral presentation
  • 2 Cappuzzo F et al. Lancet Oncol 2010; 11: 521-529
  • 3 Coudert B et al. Ann Oncol 24.05.2011; [Epub ahead of print]
  • 4 Shepherd FA et al. N Engl J Med 2005; 353: 123-132
  • 5 Ciuleanu T et al. J Thorc Oncol 2010; 5 (Suppl. 07) Abstract LBOA5
  • 6 Zhou C et al. Ann Oncol 2010; 21 (Suppl. 8: viii6): Abstract LBA13
  • 7 Zhou C et al. J Clin Oncol 2011; 29 (Suppl 15S) Abstract 7520