Arzneimittelforschung 2010; 60(11): 719
DOI: 10.1055/s-0031-1300731
PMS-Symposium: Innovative Therapies in Hepatology
Editio Cantor Verlag Aulendorf (Germany)

Therapie der Autoimmunhepatitis – Innovationen bei der Standardtherapie und Therapieversagern

Jaeckel Elmar
1   Zentrum Innere Medizin, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 December 2011 (online)

Bei der Autoimmunhepatitis (AIH) handelt es sich um einen Toleranzverlust der adaptiven Immunantwort gegenüber leberspezifischen Selbstantigenen, welcher zur chronischen Hepatitis führt. Die Pathogenese war bislang aufgrund fehlender Krankheitsmodelle unklar. Wir können in einem Kleintiermodell zeigen, dass der genetische Hintergund für die Enstehung leberspezifischer Immunantwort sehr wichtig ist. Aufgrund der hohen Tolerogenität der Leber ist ferner ein transienter starker Immunstimulus – wie etwa im Rahmen einer Virusinfektion – notwendig, damit sich eine chronische Auto-immunität ausbilden kann. Dies wird durch Funktionsdefekte regulatorischer T-Zellen unterstützt.

Die Diagnostik der AIH ist kürzlich deutlich vereinfacht worden: Die Diagnose kann nun sehr zuverlässlich anhand von spezifischen Autoantikörpern, erhöhten Immunglobulinen, einer passenden Histologie und dem Ausschluss einer Virushepatitis gestellt werden. 80% der Patienten erreichen unter einer Steroidtherapie eine Remission. Zur Remissionserhaltung und Steroideinsparung wird Azathioprin verwendet. Trotz der erfolgreichen Therapie haben zahlreiche Betroffene unter den Folgen der Steroidtherapie zu leiden. Für Patienten ohne Zirrhose stellt hier nach einer kürzlich vorgestellten Multizenterstudie Budesonid eine Therapiealternative dar, welche schneller eine Remission induziert und weniger Nebenwirkungen aufweist. Für Therapieversager

werden Cyclosporin und Mycophenolatmofetil mit wechselndem Erfolg eingesetzt. Kürzliche Arbeiten zeigten ferner, dass bei Therapieversagern auch monoklonale Antikörper gegen Tumornekrosefaktor alfa (TNFα) erfolgreich eingesetzt werden können.

Ein zunehmend beobachtetes Phänomen sind Patienten in biochemischer Remission, welche jedoch eine deutliche histologisch nachweisbare entzündliche Aktivität haben. Es wurde für diese Patienten eine erhöhte Mortalitätsrate berichtet. Therapieregime und leicht zu messende Verlaufsparamter fehlen für diese Patienten. Die eingesetzten Therapien hemmen im Wesentlichen Effektorfunktionen der Immunantwort.

Alle diese Immunsuppressiva müssen zumeist lebenslang eingenommen werden und besitzen ein erhebliches Nebenwirkungspotential. Antigenspezifische oder langfristig immunmodulierende Therapie gibt es bislang nicht. Die neuen Tiermodelle stellen hier eine Hoffnung für die Entwicklung neuer Therapieverfahren dar. Bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose auf dem Boden einer AIH ist die Lebertransplantation eine Therapieoption mit sehr guten Ergebnissen.