Rofo 2012; 184(01): 9
DOI: 10.1055/s-0031-1301009
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Takotsubo-Kardiomyopathie – Diagnose mittels MRT

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Publication Date:
04 January 2012 (online)

 

Als Takotsubo-Kardiomyopathie oder Stresskardiomyopathie wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das durch eine akute reversible linksventrikuläre Dysfunktion in Abwesenheit von signifikanten koronaren Stenosen gekennzeichnet ist. Sie wird typischerweise durch emotionale oder körperliche Stressfaktoren ausgelöst. Eitel et al. untersuchten in einer großen Kohortenstudie die klinischen Charakteristika und die Besonderheiten der MRT-Bildgebung der Takotsubo-Kardiomyopathie.
JAMA 2011; 306: 277–286

Die Autoren, Herzzentrum Leipzig, nahmen in ihre internationale Multicenterstudie zwischen Januar 2005 und Oktober 2010 insgesamt 256 Patienten mit dem Bild einer akuten Stresskardiomyopathie auf. Die Patienten waren im Mittel 69 Jahre alt, 89 % der Patienten waren weiblich. 8 % der Frauen waren 50 Jahre alt oder jünger. Bei 71 % der Patienten konnte ein akutes Stressereignis innerhalb der letzten 48 h identifiziert werden (bei 30 % emotionaler Stress, bei 41 % physischer Stress).

Die Diagnose der Stresskardiomyopathie basierte auf folgenden Kriterien:

  1. akutes kardiales Ereignis mit thorakalen Schmerzen und/oder Dyspnoe,

  2. vorübergehende Akinesie oder Dyskinesie der Spitze, der Mitte oder der Basis des linken Ventrikels,

  3. Abwesenheit signifikanter Stenosen der Koronararterien bzw. einer akuten Plaqueruptur,

  4. neu aufgetretene EKG-Veränderungen und/oder Anstieg des kardialen Troponins,

  5. Ausschluss eines Phäochromozytoms und

  6. Ausschluss einer akuten Myokarditis.

Die Reversibilität der Veränderungen wurde in einer Kontrolluntersuchung nach 6 Monaten beurteilt. Bei 239 Patienten (93 %) wurde innerhalb von 3 Tagen nach der stationären Aufnahme ein MRT durchgeführt. Bei 199 Patienten wurden zur Beurteilung von myokardialem Ödem und Entzündung außerdem T2-gewichtete Sequenzen vorgenommen bzw. Sequenzen zur Beurteilung eines frühen Gadolinium-Enhancements akquiriert.

In der untersuchten Kohorte zeigten sich 4 verschiedene Muster von regionalen Bewegungsstörungen: apikal (82 %), midventrikulär (17 %) und basal (1 %). Bei 34 % der Patienten kam es zu biventrikulären Veränderungen. Biventrikuläre Wandbewegungsstörungen waren in der Studie mit einem schwereren und längeren Verlauf assoziiert. Als diagnostische Kriterien für die MRT-Bildgebung der Takotsubo-Kardiomyopathie kristallisierten sich das linksventrikuläre Ballooning, ein begleitendes regionales myokardiales Ödem sowie das Fehlen von Late Enhancement heraus.

Fazit

In der vorliegenden Untersuchung zeigte sich ein breiteres klinisches Spektrum der Takotsubo-Kardiomyopathie als in bisherigen Studien berichtet wurde. Insbesondere waren auch Männer, jüngere Frauen und Personen ohne identifizierbaren Stress-Trigger vertreten. Die Bildgebung mittels MRT erwies sich als nützliche Methode zur Diagnose der akuten Stressmyokardiopathie und sollte in prospektiven Studien evaluiert werden, so die Autoren.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt