Sprache · Stimme · Gehör 2011; 35(04): 174-175
DOI: 10.1055/s-0031-1301146
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Untersuchungsmethoden – Bekannte Diagnose verändert Heiserkeitsbewertung

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Publikationsdatum:
23. Januar 2012 (online)

 

Die subjektive Bewertung von Heiserkeit gehört zur Standarduntersuchung bei der Behandlung von Stimmkrankheiten. Subjektive Bewertungen hängen aber von vielen Rand bedingungen ab, z.B. von der Erfahrung des Bewerters. Wie das Wissen um die Diagnose die Bewertung beeinflusst, unter-suchten nun Eadie et al.
J Voice 2011; 25: 420–429

Bisher hat man, um die Nachteile subjektiver Einschätzungen bei der Bewertung von Heiserkeit auszugleichen, zusätzliche objektive, d. h. elektroakustische, Verfahren entwickelt. Wie wäre es aber, wenn man das Problem von der anderen, subjektiven Seite aus anpackt? Wie wäre es, wenn man die Einflussfaktoren subjektiver Bewertungen quantifiziert, so dass man die Bewertungen korrigieren und damit präzisieren kann? In Analogie zu diesem Problem wurde schon nachgewiesen, dass man ein offenes Näseln überbewertet, wenn man weiß, dass die Sprechprobe von einem Patienten mit Gaumenspalte stammt. Gilt Ähnliches auch für die Bewertung von Heiserkeiten?

In der Studie wurden Lesetexte (die "Rainbow-Passage", ähnlich "Nordwind und Sonne") von 30 Patienten, je zur Hälfte weiblich und männlich, aufgenommen. 4 hatten normale Stimmen (ohne eine Diagnose), 26 waren stimmgestört. Die stimmgestörten Patienten litten unter

  • Massenläsionen (durch Knötchen, Papillome, Reinke-Ödeme, Refluxlaryngitis, Kehlkopfbestrahlung nach Krebserkrankung),

  • Stimmlippenparesen oder -paralysen und

  • funktionellen Dysphonien.

2 Gruppen von Bewertern nahmen teil: 8 "erfahrene" Speech-Language-Pathologists mit einer Berufserfahrung von mindestens 6, im Mittel sogar 20 Jahren, und 20 "unerfahrene" Studenten dieser Disziplin (Novice listeners, "Neulinge"). Sie bewerteten einen Satz aus dem Lesetext mit zwei 100 mm langen visuellen Analogskalen für Rauigkeit und Behauchtheit. Diese Bewertungen wurde in 2 Durchläufen erfragt: einmal in Unkenntnis und einmal in Kenntnis der Diagnose. Die Diagnose war dann während des Abspielens der Stimmprobe und der anschließenden Bewertung als Text auf einem Computerbildschirm zu lesen, ohne laryngologische oder stroboskopische Fotos oder Videos. Die Bewertungen wurden einerseits nach dem Rohwert der Skalen und andererseits nach der Kategorisierung in die Skalenwerte 0–3 entsprechend GRBAS (bzw. RBH) ausgewertet. Die Intrarater-Korrelation betrug minimal 0,71 (Neulinge, Bewertung von Rauigkeit in Kenntnis der Diagnose) und maximal 0,93 (Erfahrene, Bewertung von Rauhigkeit in Kenntnis der Diagnose). Die Korrelationen waren erwartungsgemäß für Erfahrene höher als für Neulinge und für Rauigkeit höher als für Behauchtheit.