Pneumologie 2012; 66 - V83
DOI: 10.1055/s-0032-1302538

Gibt es eine Assoziation zwischen spirometrischen Kennwerten und der Telomerenlänge in Leukozyten des peripheren Bluts?

H Schulz 1, E Albrecht 2, S Karrasch 3, J Behr 4, RM Huber 5, D Nowak 3, N Klopp 6, V Codd 7, N Samani 7, C Gieger 2, J Heinrich 1, HE Wichmann 1, A Peters 8, RA Jörres 3
  • 1Helmholtz Zentrum München Institut für Epidemiologie I
  • 2Helmholtz Zentrum München Institut für genetische Epidemiologie
  • 3Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 4Universitätsklinikum Bergmannsheil Med. Klinik III Ruhr-Universität Bochum
  • 5Universität München Pneumologie Innenstadt, Comprehensive Pneumology Center
  • 6Helmholtz Zentrum München Abteilung für Molekulare Epidemiologie
  • 7University of Leicester Glenfield Hospital Department Of Cardiovascular Sciences
  • 8Helmholtz Zentrum München Institut für Epidemiologie II, Neuherberg

Einleitung: Die Telomerenlänge gilt als Maß für das biologische Alter. Studien zeigen, dass sie bei Rauchern und Patienten mit Lungenerkrankungen, insbesondere COPD, relativ zu Gesunden verringert ist; dies gilt als Anzeichen vorzeitiger Alterung. Wir untersuchten die mögliche Assoziation zwischen Lungenfunktion und Telomerenlänge in der Gesamtpopulation und in stratifizierten Untergruppen.

Methodik: In einer Stichprobe der bayerischen Bevölkerung in der Region Augsburg (KORA) wurde bei 1321 Probanden (Alter 41 bis 63 Jahre) eine Spirometrie durchgeführt (Masterscreen, Care Fusion, Höchberg). Der Raucherstatus sowie das Vorliegen akuter oder chronischer respiratorischer Erkrankungen wurden mittels Fragebogen erfasst. Die Telomerenlänge in Leukozyten des peripheren Bluts wurde mittels quantitativer PCR (T/S Ratio) bestimmt. Assoziationen zwischen Telomerenlänge und Lungenfunktion wurden anhand linearer Modelle ermittelt, wobei für Alter, Geschlecht, Größe und Raucherstatus adjustiert wurde.

Ergebnisse: In der gesamten Stichprobe bestand für FEV1 und FVC, nicht jedoch für andere spirometrische Parameter, eine Assoziation zur Telomerenlänge (standardisierter Regressionskoeffizient ß=0,027 bzw. 0,028, p<0,05). Bei Stratifizierung nach Geschlecht blieb diese Assoziation nur für FVC bei Männern erhalten (ß=0,032, p<0,05). Anamnestisch lungengesunde Nie-Raucher zeigten keine Assoziation, hingegen fand sich bei Rauchern für FVC eine signifikante (ß=0,034, n=475) und bei Patienten mit COPD eine grenzwertig signifikante (ß=0,118, p=0,08, n=60) Assoziation.

Diskussion: Die Assoziation zwischen Lungenfunktion und Telomerenlänge war in einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe primär auf Raucher und Patienten mit COPD zurückzuführen; sie bestand nicht für anamnestisch lungengesunde Nichtraucher. Somit spiegelte die Lungenfunktion eine extrinsisch bedingte vorzeitige biologische Alterung wider, nicht hingegen eine mögliche intrinsische Alterung in Abwesenheit identifizierbarer Noxen.