Pneumologie 2012; 66 - P55
DOI: 10.1055/s-0032-1302610

Klinische Befunde von Isocyanat (NDI)-verarbeitenden Industrie-Arbeitern

LP Liem 1, A Preisser 1, LT Budnik 1, X Baur 1
  • 1Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg

Hintergrund:

Atemwegssymptome durch das 1,5-Naphthylendiisocyanat (NDI), das einen niedrigen Dampfdruck aufweist, wurden selten untersucht. Ziel der Studie war die Erfassung von Beschwerden und respiratorischen Befunden in einem mit der NDI-Polyurethan-Beschichtung von Metallrollen betrauten Kollektiv. Wegen wiederholten Auftretens von arbeitsbezogenen Atemwegserkrankungen unter den Arbeitern kontaktierte uns die Betriebsleitung, um die Ursache hierfür zu identifizieren.

Methoden:

6 der 20 Mitarbeiter einer Arbeitsschicht in der Produktion nahmen an einer einwöchigen Untersuchung teil. Eine Spirometrie wurde cross-shift und cross-week durchgeführt und durch eine Fragebogenerhebung ergänzt. Ferner erfolgten kontinuierliche Luftmessungen mit einem Bandmonitor (MDA Scientific, Inc. USA) sowie Antikörperbestimmungen und Biomonitoring.

Ergebnisse:

Bei Eintritt in die Produktionshalle war beizender Geruch wahrnehmbar. Eine Überschreitung des Arbeitsplatzgrenzwertes für NDI (5 ppb) war an allen 10 Messpunkten feststellbar. Das 1,5-Naphthylendiamin (NDA) im Urin als Expositionsmarker war bei 4 Probanden schon am 1. Tag vor der Arbeit erhöht [Biologischer Leitwert (BLW) des korrespondierenden MDI: 10µg/L]. Nach der Arbeit war NDA in 4 Fällen leicht erhöht (Ausnahme: 2 Probanden mit Bystander-Exposition). Am Ende der Arbeitswoche war NDA bei 2, nie eine Atemschutzmaske tragenden Probanden stark erhöht, weitere 3 Probanden zeigten NDA-Werte über dem o.g. BLW; einen Normalwert zeigte 1 Proband, der nach einmaliger arbeitsbezogener Atemnot mit Krankenhauseinweisung konsequent eine Vollmaske mit Außenluftzufuhr trug. An arbeitsbezogenen Symptomen fanden wir Rhinitis (3x), Konjunktivitis (4x), Husten (2x), Giemen/Brummen (1x); beschwerdefrei war der Proband mit Vollmaske und Außenluftzufuhr. Lungenfunktionseinschränkungen und NDI-spezifisches IgE waren in keinem Fall nachweisbar. 5 Probanden hatten niedrige Konzentrationen von NDI-spezifischem IgG.

Schlussfolgerungen:

Die relativ hohe NDI-Belastung verursachte bei fast allen Probanden Atemwegssymptome; in einem Fall zeigte sich der Erfolg der persönlichen Schutzausrüstung. Weitere primäre und sekundäre Präventionsmaßnahmen sind erforderlich. Ein Isocyanatasthma lag im selektierten Kollektiv nicht vor.