Pneumologie 2012; 66 - V447
DOI: 10.1055/s-0032-1302738

Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko nach trimodaler Therapie des loko-regionär fortgeschrittenen Lungencarcinoms

A Marra 1, OM Koch 2, W Wagner 3
  • 1Niels-Stensen-Kliniken, Klinik für Thoraxchirurgie, Lungenzentrum, Ostercappeln
  • 2Klinik für Hämatologie und Onkologie, Klinikum Osnabrück
  • 3Strahlenklinik, Paracelsus Klinik, Osnabrück

Zielsetzung: Der Stellenwert der Chirurgie in der multimodalen Behandlung des lokoregionär fortgeschrittenen Lungencarcinoms ist aktuell noch Diskussionsgegenstand. Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluierung des Morbiditäts- und Mortalitätsrisikoprofils eines trimodalen Therapiekonzeptes.

Methode: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse der Daten multimodal behndelter Patienten mit Lungencarcinom im Stadium IIB-IIIB. Die Induktionstherapie bestand aus 2–3 Zyklen einer platinhaltigen Dublette, gefolgt von einer kombinierten Radiochemotherapie. Nach Selektion durch das Tumorboard wurden die Patienten einer Thorakotomie unterzogen. Die Toxizität der Induktionstherapie, die Mortalität sowie die operative Morbidität wurden in Detail analysiert.

Ergebnis: Von den 108 konsekutiven Patienten, 87 (81%) hatten ein nicht-kleinzelliges und 21 (19%) ein kleinzelliges Lungencarcinom. Eine CTC Grad 3–4 Toxizität wurde in 16% der Patienten beobachtet, die therapiebedingte Mortalität war null. Die chirurgische Resektion bestand aus Lobektomie in 69 Fällen (64%), Sleeve-Lobektomie in 25 (23%) und Pneumonektomie in 12 (11%); 2 Patienten konnten nur exploriert werden. Die operative Mortalitätsrate betrug 5,6%. Dreiundzwanzig Patienten (21%) erlitten eine oder mehrere Komplikationen: Bronchusfistel (14%), Pneumonie (12%), Nachblutung (2%), Myokardinfarkt (1%) und Lungenembolie (1%). Signifikante Risikofaktoren für die chirurgische Morbidität waren Chemotherapieprotokoll (P=0,007), Pneumonektomie (P=0,034) und perioperative Bluttransfusionen (P<0,001); die Mortalität wies eine signifikante Korrelation mit den perioperative Bluttransfusionen (P=0,006) auf.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit lokoregionär fortgeschrittenem Lungencarcinom kann die trimodale Therapie unter Einschluss der Chirurgie eine valide Behandlungsoption mit akzeptabler Mortalität und Morbidität darstellen. Da schwerwiegende postoperative Komplikationen mit einem hohen Letalitätsrisiko verbunden sind, sind eine akkurate präoperative Patientenselektion sowie ein modernes perioperatives Management zwingend notwendig. Die Sleeve-Lobektomie sollte, wenn technisch durchführbar, der Pneumonektomie gegenüber bevorzugt werden.