Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(2): 92-100
DOI: 10.1055/s-0032-1304512
Fachwissen
Anästhesie & Intensivmedizin Topthema: Hämodynamisches Monitoring
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hämodynamisches Monitoring – Verbessertes Outcome durch erweitertes perioperatives hämodynamisches Monitoring

Effects of advanced haemodynamic monitoring on perioperative outcome in high-risk patients
Andreas Weyland
,
Thomas Scheeren
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 March 2012 (online)

Preview

Zusammenfassung

Ein erweitertes hämodynamisches Monitoring liefert fluss-, volumen- und stoffwechselbezogene Informationen, die in Verbindung mit hierauf basierenden Therapie-Algorithmen zur perioperativen Optimierung des Volumenstatus und des O2-Angebots genutzt werden können. Es besteht eine zunehmende Evidenz, dass eine solche zielgerichtete Therapie in definierten Patientengruppen die perioperative Morbidität und Mortalität senken kann. Dieser Beitrag gibt eine kurze Übersicht über die verschiedenen verfügbaren Zielparameter und ihren aktuellen Stellenwert im Kontext einer zielgerichteten hämodynamischen Optimierung von Risikopatienten.

Abstract

Advanced haemodynamic monitoring provides information on blood flow, volume status, and oxygen supply to demand ratio. Together with related therapeutic algorithms these variables can be used to optimize cardiac preload and oxygen delivery in the perioperative period. There is increasing evidence that a goal-directed therapy can improve perioperative outcome. In this review we will briefly describe different target variables and their relevance for the haemodynamic optimization of high-risk surgical patients.

Kernaussagen:

  • Ein erweitertes Monitoring liefert in Ergänzung zum anästhesiologischen Basismonitoring Informationen über fluss-, volumen- oder stoffwechselbezogene Determinanten der Hämodynamik. Diese umfassen insbesondere das Herzzeitvolumen (HZV), die kardiale Vorlast, die gemischt- oder zentralvenöse O2-Sättigung sowie Parameter der regionalen Gewebeoxygenierung.

  • Ein erweitertes hämodynamisches Monitoring ist nur sinnvoll in Verbindung mit Therapiealgorithmen, die auf die gemessenen Parameter Bezug nehmen.

  • Eine zielgerichtete hämodynamische Therapie (”goal-directed therapy“, GDT) ist ein Konzept, das Parameter eines erweiterten Monitorings nutzt, um durch eine individuell angepasste Optimierung des O2-Angebots (DO2) die perioperative Morbidität und Mortalität zu senken.

  • Das Ziel einer GDT ist es, durch eine angepasste Volumentherapie und ggf. durch die Anwendung von positiv inotropen Substanzen einer globalen oder regionalen O2-Schuld in der perioperativen Phase vorzubeugen.

  • Auswirkungen einer Hypovolämie auf die Herzfrequenz und den Blutdruck spiegeln nicht das Ausmaß eines Volumenverlusts wider und sind bei perioperativer Gabe vasoaktiver Medikamente nur bedingt interpretierbar.

  • Durch ein Monitoring der kardialen Vorlast sollen eine perioperative Hypovolämie und ihre negativen Auswirkungen auf das HZV verhindert werden, gleichzeitig jedoch auch einer unangepasst hohen Flüssigkeitszufuhr und den hieraus resultierenden Risiken vorgebeugt werden.

  • Aktuelle Metaanalysen zeigen, dass eine GDT in Verbindung mit einem erweiterten Monitoring perioperativ die Komplikationsrate und auch die Mortalität senken kann.

Ergänzendes Material