Zusammenfassung
Hintergrund:
Zur Beurteilung der Hörsituation von Kindern mit orofazialen Spaltbildungen wurden objektive Hördaten über einen mittleren Zeitraum von 38,7 Monaten nach Weichgaumenverschluss erhoben. Analysiert wurden der Einfluss des Verschlusszeitpunktes, des Spalttyps, der Notwenigkeit einer Paukendrainage sowie zusätzlicher kraniofazialer Auffälligkeiten am Beispiel der Pierre Robin Sequenz (PRS).
Material und Methoden:
Dazu wurden 70 Kinder prospektiv audiometriert und in halbjährlichen Abständen nachuntersucht.
Ergebnisse:
Das durchschnittliche Alter beim Weichgaumenverschluss lag bei 8,3 Monaten. Mehr als die Hälfte hatten eine PRS. Ihre Hörschwelle wich prä- und postoperativ nicht signifikant von der Hörschwelle der davon nicht betroffenen Kinder ab. Auch der Verschlusszeitpunkt und der Spalttyp selbst stellten sich im Gruppenverlauf als nicht einflussnehmend auf die Hörergebnisse heraus. Der Anteil der Kinder mit Hörschwellen <30 dB wuchs nach Gaumenverschluss signifikant von 38,6% auf 81,4% an (p<0,001). Bei allen blieb diese Verbesserung mehr als 24 Monate nach dem Eingriff stabil. In der Gruppe der Kinder mit zusätzlicher Paukendrainage erreichten ebenfalls mehr als 80% mittel- und langfristig ein annähernd normales Hörvermögen.
Schlussfolgerungen:
Liegt keine dauerhafte sprachrelevante Hörstörung vor, wird auch ohne Durchführung einer Paukendrainage durch den primären Gaumenspaltverschluss alleine eine langfristige Hörverbesserung erreicht. Umgekehrt ist die Paukendrainage bei chronischer Mittelohrbelüftungsstörung unbedingt indiziert und trägt dann ebenfalls langfristig zu guten Hörergebnissen bei.
Abstract
Subjective and Objective Hearing Test Results for Children with Orofacial Clefts
Objective:
The hearing status of children with orofacial clefts was analysed using objective hearing tests over an average of 38.7 months following soft palate closure. We investigated the influence of: timing of closure, type of cleft, importance of grommets insertion and concomitant craniofacial syndromes such as Pierre Robin (PRS).
Material and Methods:
70 children were selected for prospective audiometric testing twice yearly.
Results:
The average age at surgical closure was 8.3 months. More than half had PRS, but their hearing levels were not significantly different from those who did not. Neither did cleft type or timing of closure seem to have any influence. The portion of children with a hearing level better than 30 dB increased after repair from 38.6% to 81.4% - significant at 0.001 and remained stable more than 24 months later. In the group of children with concomitant grommets insertion, it was also found that also more than 80% achieved longstanding normal hearing.
Conclusions:
There is no long lasting hearing loss which has any relevance to speech. The only intervention of any consequence is insertion of pressure equalising/tympanostomy tubes (grommets) in cases of primary palatal clefts when hearing is substantially impaired at the time of soft palate closure.
Schlüsselwörter
Hören - Kinder - Gaumenspalte - Pierre Robin Sequenz - Paukendrainage
Key words
hearing - cleft palate - Pierre Robin sequence