
Zusammenfassung
Jährlich sterben weltweit über 55.000 Menschen an Tollwut. Das Tollwut-Virus
(Rabies Virus, RABV) wird vor allem durch Bisse von infizierten Tieren
übertragen, dabei stellen Hunde die wichtigste Infektionsquelle dar. In
Deutschland sind seit 2006 keine Fälle von terrestrischer Tollwut mehr
aufgetreten, das Land gilt deshalb laut Definition der Weltorganisation für
Tiergesundheit seit September 2008 als „frei von klassischer Tollwut“. Die
Fledermaustollwut ist jedoch hierzulande nach wie vor endemisch, befallene
Fledermäuse finden sich vor allem in Norddeutschland. Der Erreger der hiesigen
Fledermaustollwut ist das European Bat Lyssa Virus (EBLV), ein naher Verwandter
des RABV. Tollwutfälle beim Menschen gehen mit nahezu 100 %iger Letalität
einher, die richtige Auswahl an prophylaktischen Maßnahmen ist deshalb
essentiell. Die präexpositionelle Impfung wird für besonders exponierte
Personenkreise empfohlen und bietet, falls durch postexpositionelle Maßnahmen
ergänzt, einen vollständigen Schutz vor Erkrankung. Auch bei ungeimpften
Personen kann nach Exposition gegenüber Tollwutviren durch sachgerechte und
rechtzeitige Anwendung einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) eine Erkrankung in
nahezu allen Fällen verhindert werden. Das Regime orientiert sich an der Art des
möglichen Kontakts mit dem Tollwutvirus und beinhaltet Maßnahmen der
Wundreinigung, die aktive Impfung und die Verabreichung von
Tollwut-Antikörpern.
Abstract
Each year, more than 55,000 people die from rabies. Rabies virus (RABV) is
transmitted via bites from infected animals. Dogs represent the most important
source of infections worldwide. In Germany, the last case of terrestrial rabies
was reported in 2006. Therefore, the country has been considered rabies-free
since September 2008 (as defined by World Organization of Animal Health, OIE).
Bat rabies, however, is still endemic and mostly occurs in northern Germany. It
is caused by the European Bat Lyssa Virus (EBLV), which is closely related to
RABV. Cases of rabies in humans are almost 100 % lethal, therefore, the correct
choice of prophylactic measures is essential. Pre-exposition vaccination is
recommended for individuals at risk of contact to Rabies Virus. If used together
with post-exposure measures, it confers high-grade protection against disease
manifestation. Even non-vaccinated individuals exposed to Rabies Virus can be
protected from overt disease in almost all cases with timely and accurate
application of post-exposure vaccination. The mode and intensity of exposure
determine the choice of regimen (wound treatment, active and passive
vaccination).
Schlüsselwörter
Tollwut - Epidemiologie - Postexpositionsprophylaxe - Präexpositionspropylaxe - Impfung
Keywords
Rabies - epidemiology - post-exposure prophylaxis - pre-exposure prophylaxis - vaccination