Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Bei der Versorgung von Patienten mit Demenzerkrankungen besitzen Psychoedukation und professionelle Unterstützung betreuender Angehöriger unstrittig einen hohen Stellenwert. Im Rahmen eines hausarztbasierten Versorgungsansatzes ging vorliegende Untersuchung der Frage nach, ob eine professionelle psychosoziale Beratung der betroffenen Familien – zeitnah zur Demenzdiagnose – das Risiko für Depressionen der betreuenden Angehörigen reduziert.
Patienten und Methodik: 42 Patienten mit diagnostizierter Demenz und ihre betreuenden Angehörigen nahmen an der prospektiven, randomisierten Studie und der Nachuntersuchung nach 18 Monaten teil. 29 Patienten erhielten zeitnah der Diagnosestellung eine psychosoziale Beratung. Neben Informationsvermittlung über die Erkrankung wurde über lokale Hilfsangebote informiert, der aktuelle Hilfebedarf ermittelt und ggf. entsprechende Unterstützung vermittelt. Eine Kontrollgruppe erhielt als Standardbehandlung eine ausführliche Informationsbroschüre zum Thema Demenz, inklusive der Adressen möglicher Anlaufstellen. Primäres Zielkriterium war die Depressionsrate der Angehörigen nach 18 Monaten.
Ergebnisse: Die durchgeführte Beratung wurde von 95,8 % der Angehörigen als „sehr hilfreich“ oder „hilfreich“ bewertet. Auch die Hausärzte bewerteten die Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen als sehr positiv und hilfreich. Während vor der Intervention die Depressionsraten in den Gruppen statistisch gleich verteilt waren, zeigte sich nach 18 Monaten eine signifikant höhere Depressionsrate in der Kontrollgruppe gegenüber der Beratungsgruppe.
Folgerungen: Trotz kleiner Fallzahlen liefert die randomisierte Studie eine erste Evidenz dafür, dass eine frühe psychosoziale Beratung bei Angehörigen von Patienten mit Demenz protektiv gegen die Entwicklung einer Depression wirkt. Frühzeitige, individualisierte psychosoziale Beratung betroffener Familien verbessert die Qualität der ambulanten, hausarztbasierten Demenzversorgung und kann möglicherweise zur Aufrechterhaltung der häuslichen Versorgung beitragen.
Abstract
Background: Psychoeducation and professional support of family caregivers are regarded as important aspects in dementia care. In the context of a general practitioner’s (GP) based dementia care project we investigated if professional counselling after making a diagnosis of dementia can reduce the development of depression in family caregivers.
Methods: 42 patients with dementia and their family caregivers took part in the prospective, randomized study with a follow-up after 18 months. 29 families received psychosocial counselling, the control group was provided an information brochure about dementia including helpful contact addresses. Counselling included education about the illness. Additionally, the current individual needs were identified and assistance was administered if necessary.
Results: The counseling was rated as “very helpful” or “helpful” by most of the caregivers as well as by the partaking GPs. While depression rate between counseling and control group did not differ significantly at baseline, the depression rate was significantly increased in the control group after 18 month as compared to the intervention group.
Conclusion: Despite the small study size we provide first strong evidence that early psychosocial counselling can reduce the development of depression in family caregivers. Early, professional counselling improves the quality of dementia care within a GP-based dementia care setting and it might stabilize and extend the home care duration of dementia patients.
Schlüsselwörter
Hausarztbasierte
Demenzversorgung - psychosoziale Beratung - Pflegestützpunkt
Keywords
dementia care - psychosocial counseling