Endo-Praxis 2012; 28(01): 31-32
DOI: 10.1055/s-0032-1305981
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aus Praxis & Klinik – England: FOBT-Darmkrebs-Screening bewährt sich

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Publication Date:
20 February 2012 (online)

 

Während andere Länder, darunter Deutschland, bei der Darmkrebsfrüherkennung auf die Koloskopie setzen, basiert das English Bowel Cancer Screening nach wie vor auf Stuhltests zum Nachweis von okkultem Blut (FOBT). Die Erfahrungen nach der ersten Million Teilnehmern sind positiv. Laut einer Publikation in Gut (DOI: 10.1136/gutjnl-2011-300843) könnte die Darmkrebs-Sterblichkeit um ein Sechstel gesenkt werden.

Das landesweite Darmkrebs-Screening wurde im Juni 2006 eingeführt. Alle Engländer im Alter von 60 – 69 Jahren erhalten heute alle 2 Jahre eine Einladung. In der ersten Runde hatten 2,1 Mio Engländer per Post einen Guajak-Test zugeschickt bekommen. Sie sollten insgesamt 6 Proben aus 3 Stuhlgängen abgeben. 1,06 Mio (49,6 % der Männer und 54,4 % der Frauen) haben den Test-Kit an eines der 5 zuständigen Labore zurückgeschickt.

Bei 2,5 % der Männer und 1,5 % der Frauen war der Test positiv. Sie wurden zu einer Koloskopie eingeladen. Bei den 17 518 Endoskopien wurden 1772 Kolorektalkarzinome (bei 11,6 % der Männer und 7,8 % der Frauen mit positivem Stuhltest) entdeckt.

Weitere 6543 Teilnehmer hatten Hochrisiko-Adenome (43 % der Männer und 29 % der Frauen). Die Karzinome waren zu 71 % in einem frühen Stadium mit "guten" Heilungschancen (10 % "Polypenkrebs", 32 % Dukes A, 30 % Dukes B). 77 % der Tumoren waren linksseitig.

Die Ergebnisse entsprechen laut Studienleiter Richard Logan von der Universität Nottingham den Erfahrungen aus einer vorangegangenen Pilotstudie. Logan rechnet damit, dass das Screening die Darmkrebssterblichkeit um 16 % senkt, wobei er sich auf die Ergebnisse früherer randomisierter klinischer Studien und auf eine Einschätzung der Cochrane Collaboration stützt.

Bei Verwendung eines moderneren immunologischen Stuhltests könnte die Darmkrebssterblichkeit sogar um 25 % gesenkt werden, schreibt Logan mit Bezug auf eine Studie aus den Niederlanden. Doch hierfür fehle derzeit wohl das Geld, meinte der Epidemiologe mit Blick auf das derzeitige Staatsdefizit. Das Screening wird in England im Rahmen des Staatlichen Gesundheitsdiensts angeboten. Eine Koloskopie steht derzeit nicht zur Debatte. Ganz oben auf der Wunschliste steht eine Sigmoidoskopie. Die Kosten-Effektivität ist den Briten wichtiger als Perfektion.

Durch den kostenlosen und unaufgeforderten Versand der Tests ist die Inanspruchnahme des FOBT-Darmkrebs-Screening in England deutlich höher als in Deutschland. Laut versorgungsatlas.de beteiligten sich hierzulande 2008 nur 10–20 % der Ziel-Altersgruppen am Okkultbluttests. Die Inanspruchnahme des Koloskopie-Screenings lag in den meisten Bundesländern bei unter 3 %.

Quelle: www.aerzteblatt.de