Transfusionsmedizin 2012; 02(01): 11
DOI: 10.1055/s-0032-1306002
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation – Kein verlängertes Gesamtüberleben bei Brustkrebs-Patientinnen

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Publication Date:
21 February 2012 (online)

 

In den 1980er- und 1990er-Jahren unterzogen sich Tausende von Brustkrebs-Patientinnen einer Hochdosischemotherapie (HDC) mit autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation (AHST). Bisherige Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Therapie das Gesamtüberleben der behandelten Frauen gegenüber der Kontrolle nicht verbessert. D. A. Berry et al. haben 15 randomisierte Studien ausgewertet, um dieses Ergebnis zu überprüfen.
J Clin Oncol 2011; 29: 3214–3223

Die Analyse basierte auf individuellen Patientendaten aus 15 randomisierten Studien. Berücksichtigt wurde der Zeitraum 1990 bis 2002. Die Studien untersuchten bei Patientinnen mit Hochrisiko-Mammakarzinom den Effekt einer HDC im Vergleich zu einer Kontrolltherapie ohne AHST. Als primäre Endpunkte wählten die Studienautoren das rezidivfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben. Innerhalb von Subgruppen ermittelten sie zudem das rezidivfreie Überleben und das Gesamtüberleben in Bezug auf Alter, Zahl positiver Lymphknoten, Tumorgröße, Histologie, Hormonrezeptorstatus und HER 2-Status.

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Patientinnen mit Mammakarzinom bleiben durch Kombination von hochdosierter Chemotherapie mit autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation länger Rezidiv-frei. Im Bild: Präoperatives lokales MRM-Staging bei Mammakarzinom rechts innen bei 3 Uhr (Kreis) (Quelle: Diagnostische Interventionen der Mamma, hrsg. von Luftner-Nagel, Baum, Fischer, Thieme Verlag Stuttgart, 2006).

Von 6210 Patientinnen erhielten 3118 eine HDC, die Kontrollgruppe bestand aus 3092 Patientinnen. Das Alter betrug im Mittel 46 Jahre. 69 % waren prämenopausal, 29 % postmenopausal, und in 2 % der Fälle lagen diesbezüglich keine Informationen vor. 49,5 % der Probandinnen waren in Bezug auf den Hormonrezeptorstatus positiv, 33,5 % waren negativ, 17 % wiesen einen unbekannten Hormonrezeptorstatus auf. Die Frauen wurden im Durchschnitt über 6 Jahre nachbeobachtet. 50 % erlitten einen Rückfall, 40 % starben. Nach Adjustierung für Kovariaten zeigte sich, dass eine HDC zwar das rezidivfreie Überleben verlängerte (Hazard Ratio [HR] 0,87; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,81–0,93; p < 0,001), nicht aber das Gesamtüberleben (HR 0,94; 95 %-KI 0,87–1,02; p = 0,13). Lediglich eine Subgruppe von Patientinnen mit HER 2-negativer Erkrankung war durch ein um 21 % reduziertes Mortalitätsrisiko gekennzeichnet, die deutlichste Reduktion stellten die Autoren bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-negativen / HER 2-negativen Tumoren fest (33 %). Jüngere Patientinnen zeigten unter HDC ein signifikant besseres rezidivfreies Überleben als ältere Patientinnen.

Fazit

Eine adjuvante HDC mit AHST verlängert bei Patientinnen mit einem Hochrisiko-Mammakarzinom im Vergleich zur Kontrolle das rezidivfreie Überleben, so das Ergebnis der Studie. Ein statistisch signifikanter, positiver Effekt auf das Gesamtüberleben ist hingegen nicht feststellbar.

Dr. Frank Lichert, Weilburg