Rehabilitation (Stuttg) 2012; 51(02): 131
DOI: 10.1055/s-0032-1306304
Bericht
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Symposium „Assessment in der beruflichen Rehabilitation“ vom 24. bis 25. Oktober 2011 in Aachen

Symposium “Assessment in Vocational Rehabilitation”, Oct. 24–25, 2011 in Aachen
W. Spijkers
1   Institut für Psychologie, Abteilung Berufliche Rehabilitation, RWTH Aachen
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Publication Date:
08 May 2012 (online)

Für eine erfolgreiche berufliche Rehabilitation ist ein umfassendes Assessment unverzichtbar. Aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse zum Thema Assessment in der beruflichen Rehabilitation müssen intensiv ausgetauscht und diskutiert werden. Dieser Überzeugung waren auch die fast 100 Teilnehmer des Symposiums „Assessment in der beruflichen Rehabilitation“, das am 24. und 25. Oktober 2011 vom Lehr- und Forschungsgebiet Berufliche Rehabilitation in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Rehabilitation und Arbeit“ der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) organisiert wurde. Praktikern aus Bildungseinrichtungen, Leistungserbringern sowie -trägern und Akteuren aus der Wissenschaft wurde die Möglichkeit zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch über die bestehende Praxis und momentane Neuentwicklungen geboten.

Jens Nitschke (Bundesagentur für Arbeit) betonte, dass eine sich kontinuierlich wandelnde Arbeitswelt und veränderte Krankheitsbilder ein „gutes Profiling“ unerlässlich für eine erfolgreiche berufliche Reintegration machen. Das konkrete praktische Vorgehen und die zum Einsatz kommenden Assessmentinstrumente im Berufsförderungswerk (BFW) Köln wurden von Brigitte Kollath (BFW Köln) vorgestellt. Manfred Schulte (BBW Maria Veen) demonstrierte, wie in Berufsbildungswerken Assessment unter Berücksichtigung der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) konzipiert und erprobt wird. Prof. Christian Rexrodt (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) berichtete über die Bedeutung von Assessments im Reha- bzw. Case-Management der gesetzlichen Unfallversicherung. Die Bedeutsamkeit einer Standardisierung des Assessments beruflicher Rehabili­ta­tionsmaßnahmen wurde von Brunhilde Hilge (Vorsitzende der Deutschen Akademie für Rehabilitation – DAR) und Heinz-Gert Verhorst (Deutsche Rentenversicherung Westfalen) betont.

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, welche Faktoren bei beruflicher Reintegration von besonderer Bedeutung sind bzw. durch welche Instrumente ein integrationsorientiertes Assessment sinnvoll ergänzt werden kann, wurden von Dr. Viktoria Arling (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen) präsentiert. Besonders im Vordergrund stand dabei der Aspekt der beruflichen Selbstwirksamkeit von Rehabilitanden. Vonseiten des Instituts für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (iqpr) stellte Dr. Andreas Glatz aktuelle Untersuchungen zu den Themen Profilvergleich und berufliche Orientierung vor. Ricardo Baumann referierte zum Thema Arbeitsbewältigung als zentrale Dimension für den Integrationserfolg. Einblicke in spezifisch für die berufliche Rehabilitation entwickelte Assessment- und Prozesssteuerungsinstrumente, wie Tourplaner, Selbstlernkompetenzfragebogen, Prozessprofiling und -monitoring sowie einen Fragebogen zu Anpassungsleistungen, gaben Martina Frost und Christina Schellmann (RWTH Aachen). Eine angeregte Diskussion über Themen wie Datenschutz und ICF-Orientierung im Rahmen des Assessments rundete die Veranstaltung ab.

Das Symposium ist als ein erster wichtiger Meilenstein zu betrachten, um durch eine Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis Synergien zu nutzen und somit ein standardisiertes und effizientes Assessment für eine erfolgreiche berufliche Reintegration zu erreichen. „Die auffallend positive Resonanz der Teilnehmer zeigt den dringenden Bedarf an Austauschmöglichkeiten zwischen Wissenschaft und Praxis in der beruflichen Rehabilitation und verdeutlicht, dass diese in Zukunft weiter gefördert werden müssen“, so Prof. Spijkers. Die Einrichtung einer Plattform, auf der sich Leistungsträger, -erbringer und Wissenschaft regelmäßig übergreifend informieren und austauschen können, sollte daher zukünftig angestrebt werden. Die Beiträge werden voraussichtlich im Frühjahr 2012 in einem Symposiumband erscheinen.