Krankenhaushygiene up2date 2012; 7(1): 5-6
DOI: 10.1055/s-0032-1308953
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Neuer MRSA-Stamm mit verändetem mecA-Gen

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Publikationsdatum:
16. März 2012 (online)

Garcia-Alvarez L et al. Meticillin-resistant Staphylococcus aureus with a novel mecA homologue in human and bovine populations in the UK and Denmark: a descriptive study. Lancet Infect Dis 2011; 11: 595 – 603

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind Erreger zahlreicher nosokomialer und zunehmend auch ambulant erworbener Infektionen. In den letzten Jahren ist das Auftreten sogenannter Livestock-associated (LA-)MRSA in den Blickpunkt gerückt. In der vorliegenden Studie stellen die Autoren einen bislang unbekannten MRSA-Stamm mit Verbreitung vor allem in Rinderherden und mit phänotypischer Resistenz gegen ß-Laktamantibiotika vor, dessen mecA-Gen von den üblicherweise verwendeten PCR-Verfahren nicht erkannt wird (mecALGA251). Auch die zum Nachweis des veränderten Pencillinbindeproteins PBP2a eingesetzten Latex-Agglutinationstests blieben negativ.

Die phänotypische Charakterisierung ergab eine Resistenz gegenüber Penicillin, Oxacillin und Cefoxitin. Der Stamm war sensibel gegenüber Gentamicin, Neomycin, Ciprofloxacin, Tetracyclin, Erythromycin, Clindamycin, Fusidinsäure, Chloramphenicol, Teicoplanin, Rifampicin, Trimethoprim, Linezolid und Mupirocin. Die Resistenz war nicht hemmbar durch ß-Laktamase-Inhibitoren (Amoxicillin – Clavulansäure), sodass eine ß-Laktamase als Ursache des Phänomens sehr unwahrscheinlich erscheint, obwohl genotypisch eine ß-Laktamase zu finden ist. Im Rahmen einer Genom-Sequenzierung wurde an typischer Stelle im Chromosom ein SCCmec-Komplex gefunden, der organisatorisch etwas anders aufgebaut ist als vergleichbare SCCmec-Elemente.

Eine Suche in etwa 120 000 klinischen Isolaten von Rindern und Menschen aus England, Schottland und Dänemark ergab weitere 51 mecALGA251-positive MRSA.

Fazit: Auch wenn über die klinischen Erkrankungen der hier vorgestellten MRSA-Stämme mit einem veränderten mecA-Gen bislang kaum Informationen vorliegen und der eindeutige Nachweis, dass es sich um einen durch dieses mecA-Gen hervorgerufenen Resistenzphänotyp handelt, derzeit noch nicht erbracht ist, sind die vorgestellten Informationen bemerkenswert. Mit den üblicherweise zur MRSA-Diagnostik oder Bestätigung verwendeten Verfahren sind bei diesen Isolaten falsch-negative Resultate zu erwarten, wenn nicht zusätzliche Verfahren zum Einsatz kommen. Diesem Problem kann durch den Einsatz anderer Primer sowie der Herstellung neuer Antikörper begegnet werden, was bei der Erarbeitung zukünftiger Leitlinien berücksichtigt werden sollte. Die Autoren vermuten die Herkunft des neuen mecA-Homologs aus dem Rinderbestand. Einer Übertragung über die Milch kann durch Pasteurisierung wirkungsvoll vorgebeugt werden. Problematischer scheint eine mögliche Transmission solcher Stämme auf Menschen, die engen Kontakt zu kolonisierten Tieren haben.

Dr. Patrick Weißgerber, Tübingen