VO2 Berechnungen im Visier: ist die angenommene Sauerstoffaufnahme akzeptabel?

Einleitung: Die Berechnung der angenommenen Sauerstoffaufnahme nach LaFarge und Miettinen (VO₂ ^LM) aus dem Jahre 1970 gilt derzeit immer noch als eine der Standardformeln, obwohl Einschränkungen der Methodik bereits lange bekannt sind und diskutiert wurden. Trotzdem wurde über lange Zeit das VO₂ ^LM als Basis zur Errechnung weiterer hämodynamischer Werte akzeptiert. Bei einigen Erkrankungen, wie z.B. der pulmonal-arteriellen Hypertonie, kann dies einen nicht unwesentlichen Einfluss auf Diagnose sowie Therapie haben. Es kam daher zu zahlreichen Versuchen eine genauere VO₂ Formel zu ermitteln, so z.B. durch die Arbeitsgruppe um Bergstra, die 1995 eine Variante der LaFarge/Miettinen Formel lieferte (VO₂ ^BG). Während Faktoren wie Geschlecht, Alter und Körperoberfläche (BSA) weiterhin in der Formel verwendet wurden, verlor die Herzfrequenz (HF) in der Errechnung des VO₂ ihren Stellenwert. Unser Ziel war es, direkt gemessene VO₂ Werte mit den errechneten Werten VO₂ ^LM sowie VO₂ ^BG zu vergleichen.

Methoden und Ergebnisse: Das VO₂ ^INN 122 gesunder Probanden (Alter 20–65 Jahre) wurde mittels des nicht-invasiven Hämodynamik-Messgerätes Innocor™ (Innovision, Dänemark), basierend auf dem Prinzip der Inert-Gas-Rückatmungsmethode, gemessen (Männer: 363±84ml/min; Frauen: 224±55ml/min). Die errechneten VO₂ Werte waren 298±24ml/min bei Männern und 233±24ml/min bei Frauen nach Bergstra, 258±24ml/min bei Männern und 182±21ml/min bei Frauen nach LaFarge/Miettinen. Der direkte Vergleich der Daten zeigte, mit Ausnahme des VO₂ ^BG weiblicher Probanden- eine signifikante Abweichung aller errechneten wie auch von den gemessenen Datensätzen. Auch in den gemessenen Innocor™ Werten haben sowohl das Geschlecht, als auch die HF und die BSA einen signifikanten Einfluss auf die VO₂, nicht aber das Alter. Zusätzlich zeigten sich hingegen relevante Korrelationen zwischen VO₂ ^INN und dem Hämoglobingehalt des Blutes, der Sauerstoffsättigung, dem Trainingszustand sowie dem systolischen Blutdruck.

Diskussion: Der direkte Vergleich zwischen gemessenen und angenommenen VO₂ Werten zeigte signifikante Abweichungen. Keine derzeit verwendete Formel liefert somit eine zufriedenstellende Annäherung an die effektiven VO₂ Werte. Daher muss weiterhin diskutiert werden, ob zu große Abweichungen der VO₂ Werte, und somit der sich daraus errechnenden Hämodynamikparameter bestehen. Vor einem unkritischen Gebrauch der angenommenen VO₂ Werte muss daher gewarnt werden.