Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 92-93
DOI: 10.1055/s-0032-1309319
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Rupturierte zerebrale Aneurysmen: Endovaskuläres Coiling liefert bessere Resultate als mikrochirurgisches Clipping

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Die Versorgung mit endovaskulären Coils (Coil-Embolisation) bei Patienten mit zerebralen rupturierten Aneurysmen ist als Therapiealternative zum chirurgischen Clipping (Clip-Okklusion) bereits allgemein akzeptiert. Zwischen den zerebrovaskulären Zentren gibt es aber eine große Variation im Verhältnis zur Anwendung beider Methoden. Es lag deshalb für die Neurowissenschaftler CG Mc Dougall et al. aus den USA nahe, in einer prospektiven randomisierten Intention-to-Treat-Analyse (Barrow Ruptured Aneurysm Trial) beide Methoden zu vergleichen und den Therapieausgang nach 1 Jahr zu beurteilen.

Für den Vergleich kamen 725 Patienten mit akuter Subarachnoidalblutung (SAB) infrage, von denen 470 in die Studie einwilligten. Diese Patienten wurden 2 Therapiegruppen zugewiesen: 238 zur Clip-Okklusion (mittleres Alter: 53,1±12,8 Jahre, 166 Frauen) und 232 zur Coil-Embolisation (mittleres Alter: 54,3±12,0 Jahre, 166 Frauen). Der Wechsel von einer zur anderen Methode nach Rekrutierung war vorgesehen, wenn sich die klinische Einschätzung oder der Wille des Patienten änderte. Die Auswertung des Therapieausgangs erfolgte aber immer auf Basis der initial zugewiesenen Therapiemodalität.

Der Therapieausgang nach 1 Jahr wurde beurteilt mit der modifizierten Rankin-Skala (mRS), wobei ein mRS-Score von > 2 nach 1 Jahr als ungünstiges Therapieergebnis beurteilt wurde.

Insgesamt konnten 403 Patienten nach 1 Jahr ausgewertet werden. Davon wurden 358 Patienten therapiert, während die restlichen entweder vor Therapiebeginn starben oder die Quelle der SAB nicht identifizierbar war.

Ein ungünstiges Therapieergebnis mit einem mRS-Score von > 2 wurde beobachtet bei 33,7 % der Patienten, die initial dem Clipping zugewiesen wurden und bei 23,2 % der Patienten, die fürs Coiling vorgesehen waren (Odds Ratio [OR]: 1,68; 95 %-Konfidenzintervall [CI]: 1,08 – 2,61; p = 0,02). Von den 199 Patienten, die fürs Coiling vorgesehen waren, erhielten 124 diese Therapie. Die übrigen 75 Patienten, die auf die Clipping-Methode wechselten, hatten einen ungünstigeren Ausgang als die fürs Coiling vorgesehenen Patienten, schnitten aber nicht schlechter ab als die zur Clip-Okklusion bestimmten Patienten. Hauptgrund für den Wechsel zum offenen Verfahren war eine ungünstige Anatomie mit Fehlschlagen des endovaskulären Vorgehens. Nur 4 Patienten wechselten vom Clipping zur Coil-Embolisation – 3 von ihnen hatten ein ungünstiges Therapieergebnis. Eine erneute Einblutung nach Therapie war bei Patienten mit Coil-Embolisation nicht zu beobachten.