Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 101
DOI: 10.1055/s-0032-1309332
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Mehr Gehirnblutungen nach Stent-Einlage als nach Endarterektomie?

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Publikationsdatum:
11. April 2012 (online)

Die Diskussion um die beste Revaskularisationsmethode bei Karotisstenosen ist in vollem Gange. Mehrere Studien vergleichen die Effektivität von Endarterektomie (CEA) und Dilatation mit Stent-Einlage (CAS). Besonders bei jüngeren, bisher gesunden Patienten geht der Trend zum Stenting. Zur Komplikationsrate liegen weniger aussagekräftige Daten vor. McDonald et al. untersuchten mit Informationen aus dem amerikanischen National Inpatient Sample (NIS) die Prävalenz und Risikofaktoren intrakranieller Blutungen nach CAS und CEA. Nach CAS traten mehr Hämorrhagien auf und die stationäre Mortalität war höher. Unerwartet zeigte sich, dass besonders jüngere, symptomatische Patienten gefährdet waren.

Insgesamt wurden mehr Endarterektomien durchgeführt. Dies galt für symptomatische (89 vs. 11 %) und asymptomatische Patienten (94 vs. 6 %). Jüngere Patienten mit Ischämiesymptomen erhielten im Vergleich zu den älteren häufiger eine CAS (p < 0,0001). Die Prognose war in Fällen mit postprozeduralen intrakraniellen Hämorrhagien insgesamt ungünstig: Die Patienten starben 30-mal häufiger als nach unkomplizierten Eingriffen (p < 0,0001). Frauen hatten ein erhöhtes Risiko. Die Blutungsrate unterschied sich für die Methoden wesentlich. Intrakranielle Hämorrhagien traten in asymptomatischen Fällen mit einer CAS 10-mal öfter als nach CEA auf (0,5 vs. 0,06 %; p < 0,0001). Bestanden bereits Symptome, waren sie nach einer CAS 6-mal häufiger (4,4 vs. 0,8 %; p < 0,0001). Mit zunehmendem Lebensalter stieg die Blutungsgefahr. Ausnahme waren symptomatische Patienten < 70 Jahre, die eine CAS erhielten. Sie hatten ein höheres Risiko als alle anderen Patienten (asymptomatisch mit einer CAS, symptomatisch und asymptomatisch mit CEA). Die Sterblichkeit während des Krankenhausaufenthalts unterschied sich für CEA und einer CAS insgesamt nicht, aber symptomatische Patienten starben öfter, wenn sie nicht operiert, sondern eine CAS erhalten hatten (6,2 vs. 4,0 %; p < 0,0001). In multivariater Analyse bestätigten sich die Ergebnisse. CAS-Patienten hatten eine 6-fach höhere Wahrscheinlichkeit für intrakranielle Blutungen (Odds Ratio [OR]: 6,07; p < 0,0001) und eine erhöhte Krankenhaussterblichkeit (OR: 1,63; p = 0,0001).