Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 103-104
DOI: 10.1055/s-0032-1309335
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Zerebrale Mikroangiopathien: Frontale und temporale Mikroeinblutungen beeinflussen die kognitive Leistungsfähigkeit bei nicht dementen älteren Patienten

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Publikationsdatum:
11. April 2012 (online)

Zerebrale Mikroangiopathien, einschließlich Läsionen der weißen Substanz und Lakunarinfarkte sind im Alter häufig und werden mit kognitiven Defiziten in Zusammenhang gebracht. Zerebrale Mikroeinblutungen werden zunehmend als weitere Manifestation einer Mikroangiopathie verstanden und sind ebenfalls mit der kognitiven Funktion assoziiert. Ob diese Assoziation unabhängig von Läsionen der weißen Substanz und Lakunarinfarkten besteht und ob die Lokalisation der Mikroeinblutungen dabei eine Rolle spielt, ist bisher ungeklärt.

Die niederländischen Neurowissenschaftler AGW van Norden et al. aus Nimwegen untersuchten deshalb im Rahmen der „Radboud University Nijmegen Diffusion Tensor and Magnetic Resonance Cohort (RUN DMC) Study“ den näheren Zusammenhang zwischen Vorkommen und Lokalisation von zerebralen Mikro-Einblutungen und der kognitiven Leistungsfähigkeit mit Fokussierung auf Lakunarinfarkte und Läsionen der weißen Substanz.

Die Mikro-Einblutungen wurden mit der Gradientenechosequenz-T2-gewichteten MRT-Bildgebung an 500 nicht dementen älteren Patienten (im Mittel 65,6 Jahre, 57 % Männer) mit Mikroangiopathie beurteilt. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde mit einer Serie von neuropsychologischen Tests erfasst, die für diesen Zweck bereits in größeren epidemiologischen Studien ausreichende Sensitivität bewiesen haben.

10,4 % aller Patienten wiesen Mikro-Einblutungen auf. Sie waren im Vergleich zu Patienten ohne Nachweis von Einblutungen signifikant älter (p < 0,001), hatten ein höheres Volumen an Läsionen der weißen Substanz (p < 0,001) und wiesen mehr Lakunarinfarkte auf (p < 0,001). Vorkommen und Verteilung der Mikroeinblutungen waren assoziiert mit den Testserien „Globale kognitive Funktion“ (β-0,10, p = 0,008; β-0,20, p = 0,002), „Psychomotorische Geschwindigkeit“ ((β-0,10, p = 0,012; β-0,19, p = 0,006) und „Aufmerksamkeit“ (β-0,10, p = 0,02; β-0,205, p = 0,001).

Eine größere Anzahl an Einblutungen pro Patient war mit einer niedrigeren kognitiven Leistungsfähigkeit assoziiert. Patienten mit isoliert tief liegenden (infratentorial) und gemischten Einblutungen zeigten bei allen 3 Testserien eine verminderte Leistung (globale kognitive Funktion, p = 0,013; psychomotorische Geschwindigkeit, p = 0,002 und Aufmerksamkeit, p = 0,001). Der Zusammenhang zwischen Mikroeinblutungen und kognitiver Leistung zeigte sich am ausgeprägtesten bei Patienten, deren Mikroeinblutungen in den frontalen und temporalen Hirnbereichen lokalisiert war.