Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 104-105
DOI: 10.1055/s-0032-1309337
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Zerebrale Venenthrombose: Dekompressionsoperation rettet Leben

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Im Fall eines arteriellen ischämischen Schlaganfalls reduziert eine Dekompressionsoperation die Mortalität und erhöht die Zahl der Patienten mit einem günstigen funktionellen Ergebnis. Möglicherweise profitieren von einem solchen Eingriff auch Patienten, bei denen eine zerebrale Venenthrombose (CVT) vorliegt. J.M. Ferro et al. haben nun im Fall von CVT-Patienten, die sich einer Dekompressionsoperation unterzogen, Daten zum Outcome analysiert und Prädiktoren identifiziert.

Die Untersuchung basierte zum einen auf Registerdaten von Patienten aus 22 Zentren mit akuter CVT, die sich einer Dekompressionsoperation (Kraniektomie, Hämatomevakuierung) unterzogen. Zum anderen führten die Autoren eine systematische Literaturrecherche durch, um Fälle von CVT-Patienten zu identifizieren, bei denen ebenfalls ein solcher Eingriff vorgenommen wurde. Primärer Zielparameter war der mRS-Score (mRS: Modified Rankin Scale) beim letzten „Follow-up“, und zwar aufgegliedert nach günstigem Outcome (mRS-Score 0 – 4) und ungünstigem Outcome (mRS-Score von 5 bzw. Tod). Die sekundären Zielparameter umfassten komplette Genesung (mRS-Score 0 – 1), Selbstständigkeit (mRS-Score 0 – 2), starke Unselbstständigkeit (mRS-Score 4 – 5) sowie Tod beim letzten „Follow-up“.

Insgesamt gingen 69 Patienten (38 Patienten aus dem Register, 31 publizierte Fälle) in die Untersuchung ein. Die Nachbeobachtung erstreckte sich im Mittel über 14,5 Monate. Einer dekompressiven Kraniektomie unterzogen sich 45 Patienten, einer Hämatomevakuierung 7 und beiden Eingriffen 17 Patienten. Beim letzten „Follow-up“ (im Mittel nach 12 Monaten) zeigten 12 (17,4 %) Patienten ein ungünstiges Outcome. 26 (37,7 %) Studienteilnehmer hatten einen mRS-Score von 0 – 1, 39 (56,5 %) von 0 – 2, 4 (5,8 %) überlebten und wiesen einen mRS-Score von 4 – 5 auf, 11 (15,9 %) Patienten starben. Drei von 9 Patienten mit bilateraler Pupillenstarre erholten sich vollständig. Im Fall von komatösen Patienten bestand eine geringere Wahrscheinlichkeit für Selbstständigkeit als im Fall von nicht komatösen Patienten (45 vs. 84 %; p = 0,003). Patienten mit bilateralen Läsionen hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit ein ungünstiges Outcome (50 vs. 11 %; p = 0,004), zudem bestand für sie eine höhere Sterblichkeitswahrscheinlichkeit (42 vs. 11 %; p = 0,025).