Gastroenterologie up2date 2012; 08(03): 219-234
DOI: 10.1055/s-0032-1309771
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Gastrointestinale Manifestationen der HIV-Infektion

Kristina Allers
,
Thomas Schneider
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Publikationsdatum:
20. September 2012 (online)

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Kernaussagen

Gastrointestinale Manifestationen der HIV-Infektion

  • Der Gastrointestinaltrakt ist ein Hauptmanifestationsort von Symptomen der HIV-Infektion. Für den Arzt, der HIV-infizierte Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik betreut, stellt sich die Frage, ob der Patient unter einer effektiven ART steht oder nicht.

  • Bei unbehandelten HIV-infizierten Patienten ist es das Ausmaß des Immundefekts, das bestimmt, ob und wenn ja, welche Sekundärerkrankungen in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einzubeziehen sind.

  • An der Schleimhaut der Mundhöhle ist die orale Candidose bei HIV-infizierten Personen die häufigste Manifestation. Daneben kommen gehäuft orale Haarleukoplakien, orale Infektionen mit HSV, CMV oder VZV und Aphthen vor.

  • Kaposi-Sarkome (AIDS-definierende Erkrankung) und maligne Non-Hodgkin-Lymphome können in allen Abschnitten des Gastrointestinaltrakts auftreten. Das Non-Hodgkin-Lymphom ist die häufigste mit der HIV-Infektion assoziierte Tumorentität.

  • Chronische Diarrhöen können durch Sekundärinfektionen mit enteropathogenen oder opportunistischen Erregern, durch die HIV-Enteropathie oder bei behandelten Patienten durch Medikamente verursacht sein.

Therapie und Nebenwirkungen

  • Für viele Erkrankungen ist die ART die primäre Therapie da die durch Virussuppression erreichte Rekonstitution des Immunsystems in der Regel zu einer ausreichenden Verbesserung der Immunabwehr führt. Insgesamt hat sich die HIV-Infektion mit Verfügbarkeit der ART in eine chronische, meist gut behandelbare Erkrankung verwandelt.

  • Während bei suffizient mit ART behandelten Patienten Komplikationen durch gastrointestinale opportunistische Infektionen deutlich zurückgegangen sind, nehmen aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung dieser Patienten und der anhaltenden chronischen Immunaktivierung Neoplasien zu (z. B. Analkarzinom). Entsprechende Vorsorgeuntersuchungen sind daher indiziert.

  • Hinzu kommen Nebenwirkungen der jahrelangen Einnahme antiretroviraler Medikamente, die häufig den Gastrointestinaltrakt betreffen.

  • So sind bei Betroffenen trotz der guten Behandlungsmöglichkeit der HIV-Infektion per se Manifestationen in allen Bereichen des Gastrointestinaltrakts nicht selten.