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DOI: 10.1055/s-0032-1310040
„Mucus Shaver“ zur Tubusreinigung
Publication History
Publication Date:
27 June 2012 (online)
Neben der Verhinderung von Mikroaspirationen ist die Reduktion von Biofilmbildung in Endotrachealtuben ein Weg zur Prävention von beatmungsassoziierten Pneumonien. Berra und Mitarbeiter testeten nun in einer Pilotstudie einen bislang nur im Tiermodell entwickelten, endoluminalen Reinigungskatheter in einer prospektiv-randomisierten Studie an 24 Patienten. Der sog. „Mucus Shaver“ ähnelt einem Fogarty-Katheter. Er wird in den Endotrachealtubus eingeführt. Nach Aufblasen des Ballons an der Katheterspitze wird er über 3 – 5 Sekunden zurückgezogen, und beim Rückzug sollen Beläge auf der Innenwand des Tubus entfernt werden.
Jeweils 12 Patienten mit einer Beatmungsdauer über 72 Stunden wurden den beiden Gruppen mit bzw. ohne Mucus-Shaver-Einsatz zugeordnet. Nach Extubation wurden die Endotrachealtuben elektronenmikroskopisch auf Biofilmbildung untersucht, wobei ein Cutoff der Biofilmdicke von 30 µm für die statistische Analyse zugrunde gelegt wurde. Außerdem wurde die Besiedlung der Tuben mikrobiologisch untersucht.
In der Mucus-Shaver-Gruppe war einer der 12 Tuben nach Extubation kolonisiert, in der Kontrollgruppe waren es 8 (8 % vs. 83 %, p < 0,001), wobei Pseudomonas aeruginosa am häufigsten nachgewiesen wurden. Für einen Cutoff-Wert von 30 µm wurden in allen Tuben der Kontrollgruppe Biofilme nachgewiesen, während diese Dicke bei keinem der mit dem Mucus-Shaver behandelten Tuben gefunden wurde (p < 0,001). Allerdings zeigten sich dünnere Biofilme auch in de Mucus-Shaver-Gruppe (7-mal 0 – 5 µm, 4-mal 0 – 10 µm, 1-mal 0 – 30 µm). Ein Patient in der Mucus-Shaver-Gruppe und 3 Patienten in der Kontrollgruppe entwickelten eine beatmungsassoziierte Pneumonie mit positiver Kultur in der bronchioalveolären Lavage (p = 0,59). Der Median der Beatmungsdauer war in beiden Gruppen vergleichbar (6 Tage) und die Mortalität identisch (jeweils 2 von 12 Patienten).
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der Mucus-Shaver ein wirksames Instrument zur Biofilmreduktion ist und schlagen die Integration z. B. in geschlossene Absaugsysteme vor, um die Diskonnektionsproblematik der Anwendung zu umgehen. Sie weisen allerdings auf die Notwendigkeit der Validierung ihrer Pilotergebnisse in größeren Studien und die Adaptation der Technik für kleinere Tubusgrößen hin.
Fazit: Obwohl die Technik des Mucus Shavers noch nicht als reif für den routinemäßigen Einsatz angesehen werden kann und sich in dieser (kleinen) Studie trotz deutlicher Reduktion des gemessenen Biofilms und Reduktion der Tubuskolonisation kein statistisch signifikanter Effekt auf die Inzidenz der beatmungsassoziierten Pneumonie nachweisen ließ, erscheint das Konzept der endoluminalen Tubusreinigung als zusätzlicher Baustein für die Präventionsbündel interessant. Dies gilt insbesondere, wenn es gelingt, die Technik preiswert in bestehende Absaugsysteme zu integrieren. Negative Auswirkungen auf die Beatmungssituation durch die kurzzeitige Tubusokklusion während des Reinigungsmanövers sind nicht zu erwarten. Im Gegenteil könnten sich durch die Verhinderung von Inkrustationen und der damit verbunden Lumeneinengung und Widerstandserhöhung des Endotrachealtubus auch beatmungstechnische Vorteile ergeben, sodass die weitere Entwicklung mit Spannung beobachtet werden kann.
PD Dr. Sebastian Schulz-Stübner, Freiburg