Aktuelle Rheumatologie 2012; 37(02): 79
DOI: 10.1055/s-0032-1311571
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildgebende Verfahren in der Differenzialdiagnose entzündlich-rheumatischer ­Erkrankungen

Imaging Modalities in the Differential Diagnosis of Rheumatic Diseases
G. Lingg
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Publikationsdatum:
23. April 2012 (online)

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G. Lingg

Die Therapie der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sollte heute, wenn irgend möglich bereits im Initialstadium mit den Therapeutica der Phase I ansetzen. Hierbei ist neben dem klinischen Beschwerdebild und den charakteristischen Laborparametern die bildgebende Diagnose von noch zunehmender, herausragender Bedeutung. Die exakte differenzialdiagnostische Abgrenzung, von anderen polyartikulären, entzündlichen und nicht entzündlichen Erkrankungen mit ähnlichem klinischen Erscheinungsbild, sollte dabei keinesfalls vernachlässigt werden, vor allem in Hinsicht auf eine maßgeschneiderte Therapie. Welchen Beitrag die einzelnen bildgebenden Verfahren hierzu leisten können, ist Thema dieses Heftes. Ganz bewusst wurde die, "bildgebende", histologische Aufarbeitung" (Synovialisbiopsie) an den Anfang gestellt. Die Abgrenzung zu grundsätzlich anderen z.B. nicht primär entzündlichen Erkrankungen gelingt hiermit zwar durchaus, zeigt aber beim semiquantitativen Synovialitisscore in der Differenzialdiagnose zur Arthrose schon durchaus Grenzen. Eine Unterscheidung z.B. von RA und A.ps. ist hingegen nicht möglich. Umso mehr sollten daher sehr spezifische Frühzeichen in der konventionellen Röntgendiagnostik, wie z.B. feine extraartikuläre Periostreaktionen noch vor den Gelenkveränderungen, als Hinweis auf eine Arthritis psoriatica Beachtung finden. Die Betrachtung der Röntgenaufnahme, wenn sie rein "intuitiv" geschieht, birgt dabei die Gefahr, vermeintliche Nebenbefunde, die in eine ganz andere Richtung weisen, als klinisch vermutet, zu übersehen. Daher sollte eine komplette, systematische Analyse der Aufnahmen erfolgen. Bei Kindern mit Gelenkbeschwerden existieren ebenfalls eine Reihe, meist weniger bekannter, aber in der differenzialdiagnostischen Entscheidung ausschlaggebender Befunde, die überwiegend bereits mit konventionellen Röntgenbildern diagnostiziert werden können. Längst nicht alle Aufnahmen von Kindern werden ja einem erfahrenen Kinderrheumatologen oder Kinderradiologen vorgelegt. In den beiden kernspintomografischen Beiträgen werden die herausragenden Möglichkeiten der Unterscheidung zwischen RA und A.ps., sowie deren Subtypen an den kleinen peripheren Gelenken dargestellt, sowie die therapeutisch ebenfalls unmittelbar relevante Unterscheidung, z. B. zwischen erosiver Osteochondrose und Spondylitis, sowie anderen diskovertebralen Läsionen. Die Ultraschalldiagnostik ist zwar heute aus der Arthritis-Frühdiagnostik nicht wegzudenken, hat aber in der Differenzialdiagnose nur einen beschränkten Stellenwert. Ein wichtiges Anliegen dieses Heftes ist es auch, zu weiteren fachübergreifenden gemeinsamen Fortbildungen von Rheumatologen und Radiologen anzuregen.