Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - P38
DOI: 10.1055/s-0032-1313278

Johanniskraut – eine Pflanze mit Relevanz in der Dermatologie. Neue experimentelle und klinische Daten

U Wölfle 1, F Casetti 1, B Haarhaus 1, C Schempp 1
  • 1Kompetenzzentrum skintegral, Universitäts-Hautklinik, Hauptstr. 7, 79104 Freiburg, Deutschland

Das Johanniskraut, Hypericum perforatum L., ist eine seit der Antike vom Menschen genutzte Heilpflanze. Traditionell wurde sie äußerlich für die Wundbehandlung und für Verbrennungen sowie innerlich für die Behandlung von depressiven Verstimmungen verwendet. Experimentelle Untersuchungen zeigen für Hyperforin, den lipophilen Hauptwirkstoff des Johanniskrautes, ausgeprägte entzündungshemmende, antikanzerogene und differenzierungsfördernde Eigenschaften [1]. Dabei induziert Hyperforin in Keratinozyten einen dosisabhängigen Kalziumeinstrom, der zu einer Aufregulation epidermaler Differenzierungsmarker führt. Dieser Effekt wird offensichtlich durch den Kationenkanal TRPC6 vermittelt [2, 3]. Bei einigen Hauterkrankungen wie der atopischen Dermatitis und Psoriasis scheint der Kalziumgradient gestört zu sein und kann durch Hyperforin gebessert werden.

Außerdem besitzt Hyperforin bereits in geringen Konzentrationen eine starke antioxidative Wirkung. Die Fähigkeit, reaktive Sauerstoffspezies zu neutralisieren, wurde in vitro an HaCaT-Keratinozyten getestet, die mit dem Sonnensimulator bestrahlten wurden. Hyperforin (EC50=0,7µM) war im Vergleich zu den Antioxidanzien Trolox (EC50=48µM) oder N-Acetylcystein (EC50=5 mM) viel wirksamer, ohne phototoxische Effekte zu zeigen.

Die entzündungshemmende Wirkung einer 0,45% Hyperforin-haltigen (HP) Creme wurde in einer monozentrischen, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie im Halbseitenvergleich an 22 freiwilligen Probanden durchgeführt. Die HP-Creme reduzierte das UVB-induzierte Erythem im Vergleich zum Vehikel und zeigte somit eine UV-protektive und entzündungshemmende Wirkung. Die okklusive Applikation der HP-Creme und des Vehikels auf nicht bestrahlter Haut verursachte keine Hautirritation.

Die differenzierungsfördernden, antioxidativen, und entzündungshemmenden Eigenschaften von Hyperforin liefern eine Rationale für die Verwendung hyperforinreicher Johanniskrautextrakte bei der Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen wie der atopischen Dermatitis.

Literatur: [1] Schempp C, Wölfle U. Haut 2010; 4: 50–52

[2] Leuner K, Kraus M, Woelfle U et. al. PLoS One 2011; 22: 14716

[3] Müller M, Essin K, Hill K et al. J Biol Chem 2008; 283: 33942–33954