Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P33
DOI: 10.1055/s-0032-1313676

Evaluation der Geburtseinleitungen und Outcome-Monitoring bei Terminüberschreitung: eine retrospektive Datenanalyse

B Kiesewetter 1, R Lehner 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, Effektivität und Komplikationsraten von eingeleiteten versus spontanen Geburten ab der 38. Schwangerschaftswoche (SSW) unabhängig der Einleitungsindikation zu ermitteln. Um den komplikationsärmsten und somit optimalen Zeitpunkt für die Einleitung zu eruieren, wurde außerdem untersucht, ob es signifikante Verteilungsunterschiede im Auftreten von definierten Komplikationen bei eingeleiteten Geburten zwischen errechnetem Geburtstermin und Geburtstermin +10 Tage gibt. Methodik: Dies ist eine retrospektive Datenanalyse von allen Geburten im AKH Wien zwischen 2003 und 2008 (n=16 872). Eingeschlossen wurden Entbindungen ab der SSW 38+ mit einer gültigen Dokumentation, ob eingeleitet wurde oder nicht (n=5 349). Betrachtete Outcome-Parameter: Geburtsmodus (spontane Geburt als gewünschtes Ergebnis, sekundäre Sectio und vaginal-operative Geburt als Komplikation), erhöhter maternaler Blutverlust und Plazentalösungsstörungen. Bei der Auswertung kamen deskriptive Statistik, Inferenzstatistik und Varianzanalysen zum Einsatz. Ergebnisse: In der Gruppe der eingeleiteten Geburten bestand ein signifikant höheres Risiko für den Bedarf einer sekundären Sectio (15,2% vs. 8,6%; p<0,001). Differenziert nach einzelnen SSW bestätigte sich dieses Ergebnis in SSW 39 (16,6% vs. 7,2%) und SSW 40 (15,2% vs. 7,6%), nicht aber in SSW 38, 41 und 42. Auch das Risiko für Plazentalösungsstörungen war bei den eingeleiteten Entbindungen erhöht (2,5% vs. 1,5%; p=0,13), nicht hingegen die Rate an erhöhtem maternalen Blutverlust. Es zeigten sich keine Verteilungsunterschiede bei Einleitungen zwischen GT+0 bis GT+10 im Hinblick auf das Auftreten von den oben genannten Komplikationen. Schlussfolgerung: Das Risiko für eine sekundäre Sectio und das Auftreten von Plazentalösungsstörungen war bei eingeleiteten Geburten signifikant erhöht. In Bezug auf den optimalen Zeitpunkt für eine Einleitung konnten keine Unterschiede von GT+0 bis GT+10 gefunden werden; das Auftreten von Komplikation war auf alle Tage gleich verteilt.