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DOI: 10.1055/s-0032-1313848
Fallbericht: Steuerung eines magnetischen Videokapselendoskops (Mirocam® Magnetic) im oberen Gastrointestinaltrakt in vivo
Einleitung: Die gezielte Steuerung von Videokapselendoskopen im Gastrointestinaltrakt stellt eine der spannendsten technischen Neuerungen im Bereich der Kapselendoskopie dar. Vielversprechende ex vivo Experimente zur Manövrierung magnetischer Kapseln durch externe Magnetfelder und Fallserien über die in vivo Verwendung erster Prototypen haben nun auch zur Entwicklung kommerziell verfügbarer Magnetkapseln und entsprechender Steuergeräte geführt.
Methodik: Wir berichten über unsere initialen Erfahrungen im Umgang mit einem extrakorporal steuerbaren Videokapselendoskop (MiroCam® Magnetic), welches bei einer 81-jährigen stationären Patientin mit obskurer gastrointestinaler Blutung und transfusionspflichtiger Anämie unter dualer Plättchenaggregationshemmung bei KHK und St.p. Koronarstent zur Anwendung kam.
Ergebnisse: Unter Zuhilfenahme eines Real Time Viewers sollte die magnetische Videokapsel mittels des zugehörigen Steuerungsmagneten in Ihrer Bewegung durch Ösophagus, Magen und Duodenum beeinflusst werden. Schon während des Schluckvorgangs wurde durch Anhalten des Magneten an das Sternum der Patientin versucht, die Kapsel im distalen Ösophagus zu stoppen, was problemlos gelang. Eine Manövrierung gegen die Schwerkraft in Richtung proximal gelang bei 45° geneigtem Oberkörper der Patientin nicht. Nach 3 Min. wurde versucht, die Kapsel durch abwärts streichende Bewegungen mit dem Magneten über den ösophagogastralen Übergang zu steuern. Dies gelang nach 1,5 Min. synchron mit einer Peristaltikwelle, leider ohne Visualisierung der Ora serrata. Im Anschluss wurde der Magnet wiederholt in Richtung der vermeintlichen Magenlängsachse geführt, wodurch die Kapsel schließlich nach weiteren 4,5 Min. ins Duodenum übertrat. In der Pars descendens duodeni gelang es dann die Kapsel in eine mit dem Steuerungsmagneten synchrone Pendelbewegung überzuführen. Hiernach wurde der Real Time Viewer diskonnektiert und die Untersuchung herkömmlich fortgesetzt. Die Gesamtpassagezeit der Kapsel im Dünndarm betrug schließlich 5h 6 Min. Es fanden sich mehrere kleine Angiodysplasien im gesamten Dünndarm als vermeintliche Blutungsquelle. Die Gesamtlänge des Kapselvideos betrug 6h. Während der Untersuchung kam es zu keinerlei unerwünschten Ereignissen (bis auf eine Magnetisierung der Armbanduhr des Untersuchers durch den Steuerungsmagneten).
Diskussion: Bei unserer ersten klinischen Verwendung eines magnetischen Videokapselendoskops gelang es zumindest teilweise die intrakorporale Bewegung der Kapsel zu beeinflussen. Die kürzere Laufzeit verglichen mit nicht-magnetischen Kapseln stellt derzeit noch eine Limitation dieser Technik dar. Gesamt gesehen, verfügt die hier verwendete MiroCam® Magnetkapsel über vielversprechende Eigenschaften, von der vor allem ausgewählte Patientengruppen wie z.B. Patienten mit verzögerter Magenentleerung in naher Zukunft profitieren könnten.
Literatur: Carpi F et al. Magnetic robotic manoeuvring of gastrointestinal video capsules: preliminary phantom tests. Biomed Pharmacother. 2008 Oct;62(8):546–9. Swain P et al. Remote magnetic manipulation of a wireless capsule endoscope in the esophagus and stomach of humans. Gastrointest Endosc 2010; 71(7): 1290–3. Morita E et al. In vivo trial of a driving system for a self-propelling capsule endoscope using a magnetic field. Gastrointest Endosc 2010; 72(4): 836–840.