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DOI: 10.1055/s-0032-1313858
Blutstillungsrate und Prognose der akuten massiven Varizenblutung im Rahmen einer Notfallgastroskopie
Hintergrund: Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie publizierte 2005den Österreichische Konsensus betreffend der Definition und der Therapie für Portale Hypertension und deren Komplikation, in welchem klare Empfehlungen zur Behandlung der akuten massiven Varizenblutung gegeben wurden. 1 Ziel der retrospektiven Studie war es, die Blutstillungsrate und Prognose der unter Berücksichtigung der Konsensusempfehlung durchgeführten Notfallgastroskopien bei akuter massiver Varizenblutung im Nachtdienst bzw. Wochenenddienst zu untersuchen.
Methoden: Es wurden bei allen Notfallgastroskopien von akuten massiven Varizenblutungen (ausschließlich aktive Blutungen Forrest Ia und Ib zum Zeitpunkt der initialen Gastroskopie) von 01/2009 bis 12/2011 folgende Parameter untersucht: initiale Blutstillungsrate unmittelbar nach der endoskopischen Intervention, Blutstillungsrate nach 90 Tagen, Nachblutung innerhalb von 90 Tagen, Mortalität nach 90 Tagen, Blutstillungsmodalität (Ligatur, Sklerosierung, Stent, Sonde), Intubationsrate während der Intervention, Varizengrad, Vorliegen von Fundusvarizen und der Child-Pough-Score.
Ergebnisse. Es wurden 23 Patienten (mittleres Alter 55 Jahre, 17% weiblich) mit Leberzirrhose (22% Child A-, 39% Child B-, und 39% Child C-Stadium) und akuter massiver Varizenblutung eingeschlossen. Bei 83% bestand eine Ösophagusvarizenblutung (kleine Varizen 30%; große Varizen 70%), bei 17% eine Fundusvarizenblutung. Alle Patienten wurden entsprechend der ÖGGH- Konsensusempfehlungen für Portale Hypertension standardisiert behandelt. 26% der Patienten wurden prophylaktisch im Schockraum endotracheal intubiert. Bei einem Drittel der bereits intubierten Patienten erfolgte während der Notgastroskopie eine kardiopulmonale Reanimation. Bei 83% der Patienten war eine initiale Blutstillung (primäre Blutstillungsmethoden: 65% Ligatur, 4% Sklerosierung, 13% ELLA-Danis-Stent und 13% Sengstaken-Blakemore- bzw. Lintonsonde; bei einer Patientin musste die Notgastroskopie ohne Intervention wegen hämodynamischer Instabilität abgebrochen werden), bei 44% kam es zu einer neuerlichen Nachblutung mit weiteren endoskopischen Interventionen (im Durchschnitt 2,5d nach der initialen Notfallgastroskopie), bei 40% der Nachblutungen kam es durch weitere endoskopisch blutstillende Maßnahmen zur Blutstillung. 44% der Patienten verstarben innherhalb von 90 Tagen nach der primären Intervention. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der initialen erfolglosen Blutstillungsrate und der 90-Tagesmortalität (p<0,001).
Diskussion: Die primäre unmittelbare Blutstillungsrate von 83% in der KA Rudolfstiftung entspricht den international publizierten Blutstillungsraten. Im Gegensatz zu den publizierten Studienergebnissen wurden jedoch in unserer Studie ausschließlich Patienten mit aktiver massiver Varizenblutung zum Zeitpunkt der Gastroskopie eingeschlossen. Dies erklärt, warum 26% der akuten Blutungen nicht erfolgreich durch endoskopische Blutstillungsmethoden bei der primären Intervention zum Stillstand gebracht werden konnten, sondern den Einsatz von Stent bzw. Sonde notwendig machten. Die beobachtete Mortalität von 44% entspricht der publizierten Mortalitätsrate von 20 bis 50%, wobei ein signifikanter Zusammenhang zwischen initialer erfolgloser Blutstillung und der 90-Tagesmortalität bestand.
Literatur: Peck-Radosavljevic M, Trauner M, Schreiber F; Austrian Society of Gastroenterology and Hepatology. Endoscopy. Austrian consensus on the definition and treatment of portal hypertension and its complications. 2005 Jul;37(7):667–73.