Hintergrund: Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie publizierte
2005den Österreichische Konsensus betreffend der Definition und der Therapie für Portale
Hypertension und deren Komplikation, in welchem klare Empfehlungen zur Behandlung
der akuten massiven Varizenblutung gegeben wurden. 1 Ziel der retrospektiven Studie
war es, die Blutstillungsrate und Prognose der unter Berücksichtigung der Konsensusempfehlung
durchgeführten Notfallgastroskopien bei akuter massiver Varizenblutung im Nachtdienst
bzw. Wochenenddienst zu untersuchen.
Methoden: Es wurden bei allen Notfallgastroskopien von akuten massiven Varizenblutungen (ausschließlich
aktive Blutungen Forrest Ia und Ib zum Zeitpunkt der initialen Gastroskopie) von 01/2009
bis 12/2011 folgende Parameter untersucht: initiale Blutstillungsrate unmittelbar
nach der endoskopischen Intervention, Blutstillungsrate nach 90 Tagen, Nachblutung
innerhalb von 90 Tagen, Mortalität nach 90 Tagen, Blutstillungsmodalität (Ligatur,
Sklerosierung, Stent, Sonde), Intubationsrate während der Intervention, Varizengrad,
Vorliegen von Fundusvarizen und der Child-Pough-Score.
Ergebnisse. Es wurden 23 Patienten (mittleres Alter 55 Jahre, 17% weiblich) mit Leberzirrhose
(22% Child A-, 39% Child B-, und 39% Child C-Stadium) und akuter massiver Varizenblutung
eingeschlossen. Bei 83% bestand eine Ösophagusvarizenblutung (kleine Varizen 30%;
große Varizen 70%), bei 17% eine Fundusvarizenblutung. Alle Patienten wurden entsprechend
der ÖGGH- Konsensusempfehlungen für Portale Hypertension standardisiert behandelt.
26% der Patienten wurden prophylaktisch im Schockraum endotracheal intubiert. Bei
einem Drittel der bereits intubierten Patienten erfolgte während der Notgastroskopie
eine kardiopulmonale Reanimation. Bei 83% der Patienten war eine initiale Blutstillung
(primäre Blutstillungsmethoden: 65% Ligatur, 4% Sklerosierung, 13% ELLA-Danis-Stent
und 13% Sengstaken-Blakemore- bzw. Lintonsonde; bei einer Patientin musste die Notgastroskopie
ohne Intervention wegen hämodynamischer Instabilität abgebrochen werden), bei 44%
kam es zu einer neuerlichen Nachblutung mit weiteren endoskopischen Interventionen
(im Durchschnitt 2,5d nach der initialen Notfallgastroskopie), bei 40% der Nachblutungen
kam es durch weitere endoskopisch blutstillende Maßnahmen zur Blutstillung. 44% der
Patienten verstarben innherhalb von 90 Tagen nach der primären Intervention. Es bestand
ein signifikanter Zusammenhang zwischen der initialen erfolglosen Blutstillungsrate
und der 90-Tagesmortalität (p<0,001).
Diskussion: Die primäre unmittelbare Blutstillungsrate von 83% in der KA Rudolfstiftung entspricht
den international publizierten Blutstillungsraten. Im Gegensatz zu den publizierten
Studienergebnissen wurden jedoch in unserer Studie ausschließlich Patienten mit aktiver
massiver Varizenblutung zum Zeitpunkt der Gastroskopie eingeschlossen. Dies erklärt,
warum 26% der akuten Blutungen nicht erfolgreich durch endoskopische Blutstillungsmethoden
bei der primären Intervention zum Stillstand gebracht werden konnten, sondern den
Einsatz von Stent bzw. Sonde notwendig machten. Die beobachtete Mortalität von 44%
entspricht der publizierten Mortalitätsrate von 20 bis 50%, wobei ein signifikanter
Zusammenhang zwischen initialer erfolgloser Blutstillung und der 90-Tagesmortalität
bestand.
Literatur: Peck-Radosavljevic M, Trauner M, Schreiber F; Austrian Society of Gastroenterology
and Hepatology. Endoscopy. Austrian consensus on the definition and treatment of portal
hypertension and its complications. 2005 Jul;37(7):667–73.