Z Gastroenterol 2012; 50 - P44
DOI: 10.1055/s-0032-1313883

Zöliakie: Sind Screening-Biopsien aus dem Duodenum bei jeder Gastroskopie sinnvoll?

G Reicht 1, K Prein 2, M Schumacher 1, S Lax 2
  • 1Interne Abteilung, Krankenhaus Barmherzige Brüder Graz
  • 2Institut für Pathologie LKH Graz West

Einleitung: Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung mit zunehmender Inzidenz. Laut Angaben der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Zöliakie wird die Erstdiagnose durchschnittlich 7,4 Jahre nach Erstauftreten von Symptomen gestellt. Neben Anamnese, Klinik und positiven Antikörpern (AK) (Gewebstransglutaminase, Endomysium und Anti-Gliadin-AK) ist die Histopathologie der „tiefen“ Duodenalbiopsien, die während einer Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) entnommen werden, von zentraler Bedeutung für die Diagnosestellung. Wir entnahmen von Januar 2010 bis Dezember 2011 bei jeder ÖGD zwei Biopsien (PE) aus der Pars descendens duodeni (PDD) mit der Fragestellung Zöliakie.

Methodik: Die Patienten gaben im Rahmen der Einverständniserklärung für die ÖGD auch ihre Zustimmung zur Durchführung der Duodenalbiopsien. Die ÖGD erfolgten bei den meisten Patienten nach Lokalanästhesie mit Lidocain-Spray und intravenöser Sedierung mit Midazolam. Aus der PDD wurden zwei PE aus verschiedenen Stellen entnommen, in Formalin eingelegt und an das pathologische Institut versandt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden innerhalb von zwei Jahren 2414 ÖGD durchgeführt. Bei 21 Patienten zeigten sich Auffälligkeiten in der Duodenalmukosa, die nach Marsh-Oberhuber (MO) wie folgt klassifiziert wurden: MO Stadium 1: 9 Patienten, MO Stadium 2: 1 Patient, MO Stadium 3a: 4 Patienten, MO Stadium 3b: 7 Patienten und MO Stadium 3c: 0 Patienten. Alle 11 Patienten, bei denen MO Stadium 3 befundet wurde, kamen schon mit der Verdachtsdiagnose Zöliakie zur ÖGD inkl. positiver AK-Befunde, sodass diese Patienten nicht zur Gesamtgruppe gezählt wurden. Von den so verbliebenen 2403 ÖGD fanden wir bei 10 Patienten Duodenalmukosaveränderungen MO Stadium 1 und 2, welche durch die jeweiligen Grunderkrankungen der Patienten, wie zum Beispiel gastrointestinale Infekte erklärt werden konnten. Keiner dieser Patieten hatte eine Zöliakie, bei allen fanden wir keine positiven AK.

Diskussion: Die Entnahme von zwei „tiefen“ Duodenalbiopsien während jeder ÖGD scheint keine geeignete Screening-Maßnahme zur Diagnose von Zöliakie zu sein.