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DOI: 10.1055/s-0032-1314909
Gesprächsstoff
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
17 May 2012 (online)
Ethikwoche – Gelungener Auftakt
Die Berufe Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie befinden sich im Prozess der Akademisierung und somit auf dem Weg zu einer Forschungsdisziplin. Forschung ist in Deutschland ohne Ethik undenkbar. Und damit die Therapieberufe ihre Forschungsaktivitäten auf ein wissenschaftlich und ethisch solides Fundament bauen, trafen sich vom 5. bis 9. März 2012 in Rostock fünfzehn Wissenschaftler aus den Disziplinen Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Philosophie, Linguistik, Soziologie und Pädiatrie. Ihr gemeinsames Thema: Ethik in der interdisziplinären Therapieforschung bei Kindern mit Entwicklungsstörungen. Finanziert wurde die Ethikwoche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Organisator war das Logopädische Institut für Forschung (LIN.FOR) in Rostock.
In den fünf Tagen erhielten die Teilnehmer Impulse von Referenten aus den Bereichen Medizinethik, Theologie und Philosophie. Auf Basis dessen erarbeiteten sie einen Fragenkatalog mit ethischen Fragen aus ihrem Forschungsalltag. Ihnen ist bewusst, dass die Formulierung ethischer Wertmaßstäbe ein langwieriger Prozess ist - die Ethikwoche sei deshalb als Startpunkt zu verstehen, Antworten auf die gesammelten Fragen zu finden. Ein Beispiel: Laut Literatur führt eine möglichst frühe Intervention bei Entwicklungsstörungen zu deutlich besseren Ergebnissen als ein späterer Therapiebeginn. Heikel wird es, hier die Effektivität eines Therapieansatzes mit Kontrollgruppen zu belegen, die keine Therapie oder eine Plazebotherapie erhalten. Bei den „unbehandelten“ Kindern könnte so möglicherweise das Zeitfenster verpasst werden, in dem die Bedingungen für bestimmte Entwicklungsprozesse ideal sind. Wie verfährt man also mit Kontrollgruppen? Gibt es methodische Alternativen?
In der Woche diskutierten die Wissenschaftler, ob für den Bereich „interdisziplinäre Therapieforschung bei Entwicklungsstörungen“ eine eigene Ethikkommission notwendig sei. Zudem erachtete es die Gruppe als sinnvoll, Menschenbilder für die einzelnen Therapieberufe zu definieren, um anhand derer Sinn und Nutzen der Therapie und Therapieforschung, deren Inhalt sowie das methodische Vorgehen ableiten und begründen zu können.
Finden sich Sponsoren, wird es sicher weitere Veranstaltungen geben, um dem Thema Ethik Gehör zu verschaffen und den Stellenwert, den es verdient. Infos bei Svenja Ringmann: s.ringmann@eufh.de.
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Erfolgsabhängig honorieren
Vielen Akteuren im Gesundheitswesen liegt daran, die Versorgungsqualität zu verbessern. Ein denkbarer Ansatz hierfür ist das ursprünglich für EDV-Anwendungen entwickelte Konzept „Pay for Performance“, kurz P4P. Es besagt im Kern: Bezahlt wird auf Erfolgsbasis.
Deutsche Gesundheitsökonomen diskutieren die Einführung dieses Konzeptes, in den USA und in Großbritannien wird bereits mit P4P experimentiert. Dort werden ärztliche Therapien je nach Erfolg besser oder schlechter bezahlt. P4P-Programme belohnen niedergelassene Ärzte sowie Krankenhäuser für das Erreichen der zuvor definierten Qualitätsziele bzw. bestrafen sie, wenn sie das nicht tun.
Das klingt einfach, erweist sich aber bei näherer Betrachtung als holpriger Pfad: Um eine Beurteilungsgrundlage zu schaffen, muss die Behandlungsqualität medizinischer Leistungserbringer mit Kennzahlen erfasst werden. Die Qualität eines „guten“ Arztes aber in messbare Parameter zu fassen, ist nur schwer möglich. Die Bundesärztekammer sieht durch den einseitigen Bezug auf die Vergütung (Pay) eine sachgerechte Erörterung der Qualität (Performance) erschwert. Krankenkassen führen als Kritikpunkt vor allem einen hohen administrativen Aufwand für Ärzte und Verwaltung an. Wissenschaftler wie Professor Dr. Martin Emmert vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement an der Universität Erlangen-Nürnberg dämpfen daher die Erwartungen an das P4P-Konzept. Er empfiehlt, P4P punktuell einzusetzen, „insbesondere dort, wo Unterschiede in der Versorgungsqualität vorhanden sind“.
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