Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0032-1315132
Naturheilkunde bietet ausgezeichnete Optionen für die Gefäße
Publication History
Publication Date:
30 August 2012 (online)
Um die Behandlung der Gefäßerkrankungen und ihrer Folgen kümmert sich eine Vielzahl von Fachärzten: Allgemeinmediziner, Internisten, Angiologen, Kardiologen, Neurologen, Nephrologen und Radiologen diagnostizieren und therapieren die arteriellen Erkrankungen; Phlebologen, Dermatologen und Chirurgen die venösen Erkrankungen – jeweils mit erheblichem technischen Gerät.
Die Bedeutung von Lebensstilfaktoren und der Prävention wird zweifellos anerkannt, spielt aber in der Praxis eine untergeordnete Rolle, mittlerweile dominiert das auch monetär einträgliche interventionelle Vorgehen. Selbst Nephrologen behandeln Bluthochdruck inzwischen interventionell: Trotz noch dürftiger Daten nimmt die „renale Sympathikusdenervierung“ breiten Raum ein. Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders wichtig, wenn wir Naturheilkundler und Komplementärmediziner die Fahne der natürlichen Heilweisen und Lebensstilmodifikationen hoch halten und auf eine vernünftige Priorisierung der Therapie achten.
Die INTERHEART-Studie belegte die Bedeutung des Lebensstils für die Entstehung von Gefäßerkrankungen: Etwa 80–90 % aller Herzinfarkte und Schlaganfälle waren auf Faktoren eines ungesunden Lebensstils zurückzuführen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, nur wird sie zu wenig umgesetzt: Es sei an die Pionierarbeit von Dean Ornish erinnert, der bereits 1990 zeigen konnte, dass durch umfassende naturheilkundliche Lebensstilmodifikation mit Bewegung, vegetarischer Ernährung, Yoga und Meditation sich sogar Koronarstenosen zurückbilden können. Es ist wenig verständlich, warum man derzeit unkompliziert einen Bypass bezahlt bekommt, aber eine Ernährungsberatung nur unter Mühen.
Im vorliegenden Heft beleuchtet Peter W. Gündling die Bewegungstherapie. Unsere 4 Fachleute widmen sich der so wichtigen, aber mühsamen Raucherentwöhnung.
Die Auswahl an wirkungsvollen erweiterten Naturheilverfahren ist in der Gefäßmedizin groß. Die Beiträge von Rainer Brehnke und Hartmut Dorstewitz zeigen exemplarisch eine Problematik unseres Fachgebiets. CO2-Bäder sind eine nachgewiesen wirkungsvolle Behandlungsoption bei PAVK, aber durch die limitierten Abrechnungsmöglichkeiten fast völlig aus den Krankenhäusern und Praxen verschwunden. Die Ozontherapie zeigte sich in frühen Studien vielversprechend, allerdings bleiben Fragen offen – aber Forschungsförderung für neuere Studien ist kaum zu finden.
Dass traditionelle Heilmittel modernen Überprüfungen standhalten, wird im Beitrag von Birgit Lochbrunner deutlich. In einer Studie unserer Arbeitsgruppe konnten wir zeigen, dass Aderlässe hochsignifikant erhöhte Blutdruckwerte reduzieren und den Glukose- und Fettstoffwechsel bei metabolischem Syndrom verbessern.
Jörg Melzer verweist in seinem Beitrag auf die Evidenz einer traditionellen phytotherapeutischen Therapie, ein Kombinationspräparat aus der Tibetischen Medizin. Die therapeutischen Möglichkeiten der Venenerkrankungen haben wir in einem Übersichtsartikel zusammengestellt. Der Refresher fasst Wesentliches zur Lymphdrainage zusammen. Nicht zuletzt darf ich Ihnen das Interview mit Anna Paul ans Herz legen. Ihre alltagstauglichen Tipps zur Stressreduktion helfen auch gestressten Ärzten!
Unser Fazit: Patienten mit Gefäßerkrankungen und auch ihre Ärzte profitieren von Naturheilkunde und Komplementärmedizin!