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DOI: 10.1055/s-0032-1315420
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Zerebraldiagnostik bei Neugeborenen – Neue sonografische Normwerte zur Einschätzung der Ventrikelgröße
Publication History
Publication Date:
01 June 2012 (online)
Die gegenwärtig vorliegenden sonografisch erhobenen Normwerte für die Größe der lateralen Zerebralventrikel von Neugeborenen unterliegen einer erheblichen Variation, was zum Teil durch lang zurückliegende Untersuchungen mit überholten Geräte-Techniken bedingt ist. Dies veranlasste die Arbeitsgruppe um M. J. Brouwer dazu, prospektiv neue Referenzwerte im Querschnitt für Neu- und Frühgeborene und longitudinal für sehr früh Geborene zu ermitteln.
Radiology 2012; 262: 224–233
Sonografische Reihenuntersuchungen zur Einschätzung der lateralen Zerebralventrikel Neugeborener erlauben den Nachweis einer Ventrikulomegalie durch druckbedingte Erweiterung in Folge einer intraventrikulären Blutung der Keim-Matrix oder einer Ventrikelerweiterung durch periventrikuläre Abnahme der weißen Substanz in Folge einer Vakuum-Entbindung. Sehr früh Geborene weisen generell ein erhöhtes Risiko für Ventrikelerweiterungen auf.
Zuverlässige und millimetergenaue Normwerte sind für die Entscheidung einer sofortigen druckentlastenden Intervention von großer Bedeutung. Sie können dazu beitragen, eine Ventrikulomegalie sicherer zu erkennen. Nach Kenntnis der Autoren liegen aber bisher longitudinale Referenzwerte zur Ermittlung der Ventrikelgröße bei Frühgeborenen im Rahmen von Reihenuntersuchungen nicht vor.
Im Zeitraum von Oktober 2005 bis September 2010 konnten 625 Neugeborene (58% männlich, 217 termingerecht und 408 Frühgeborene) eingeschlossen werden. Alle wurden zwischen der 24. und 42. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren, im Mittel nach 33,4 Wochen. Innerhalb dieser Spanne konnte jede SSW mit mindestens 25 Neugeborenen ausreichend repräsentiert werden. Bei allen Neugeborenen wurde innerhalb von 4 Tagen (davon 90% innerhalb von 2 Tagen) postpartal eine kraniale Sonografie durchgeführt (US 1). Bei 301 termingerechten Neugeborenen und Frühgeborenen konnte die Untersuchung zur Einschätzung der Ventrikel-Wiederöffnung innerhalb der 1. Lebenswoche wiederholt werden (US 2). Eine Subgruppe von 79 sehr unreifen Frühgeborenen (< 30 SSW) erhielt eine weitere kraniale sonografische Untersuchung am ursprünglich errechneten Geburtstermin (TEA-US).
Tab. 1 Ventrikelasymmetrie bei US 1 und TEA-US. US 1 (n = 625) VI 10,3 10,4 0,0 AHW 1,1 1,2 0,1 TOD 15,6 16,0 0,3 TEA-US (n = 79) VI 12,6 12,7 0,0 AHW 2,2 2,6 0,3 TOD 19,0 19,7 0,8
Sonografisch vermessen wurde der Ventrikel-Index (VI), die Weite des Vorderhorns (AHW) und die thalamo-okzipitale Distanz (TOD). Die resultierenden Querschnittwerte für VI und TOD zeigten bei US 1 signifikante Anstiege in Abhängigkeit vom Reifegrad Neugeborener (p < 0,001 bzw. p < 0,01), während die AHW konstant blieb. Vaginalgeburten waren unabhängig assoziiert mit einer leichten Abnahme der AHW kurz nach der Geburt und einer erhöhten AHW innerhalb der1. Lebenswoche (p < 0,05). Die Subgruppe der sehr unreifen Frühgeborenen zeigte zum Zeitpunkt der TEA-US-Untersuchung im Vergleich zur Gruppe der termingerechten Geburten in US 1 signifikant vergrößerte Ventrikel (p < 0,001).
Fazit
In dieser Untersuchung konnten neue Referenzkurven für die Größe der lateralen Zerebralventrikel im Querschnitt bei Neu- und Frühgeborenen sowie longitudinal bei sehr früh Geborenen ermittelt werden. Nach Meinung der Autoren können hiermit Ventrikelerweiterungen nach Vakuum-Entbindungen oder posthämorrhagisch sicherer erkannt und früher einer adäquaten Therapie zugeführt werden.
Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)