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DOI: 10.1055/s-0032-1315422
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Major Depression – Welche Hirnareale sind in die Genese involviert?
Publication History
Publication Date:
01 June 2012 (online)
Gegenwärtige Modelle gehen davon aus, dass funktionelle Defizite im limbisch-kortikalen Netzwerk bei der Major Depression eine wichtige Rolle spielen, wozu strukturelle Anomalien der grauen Substanz beitragen könnten. Auch das Kleinhirn ist möglicherweise involviert. J. Peng et al. gingen dem nach.
Eur J Radiol 2011; 80: 395–399
An der Studie beteiligten sich 22 Patienten mit der 1. Episode einer Major Depression (Durchschnittsalter: 46,7 Jahre; 8 Männer, 14 Frauen) und 30 bezüglich Alter, Geschlecht und Ausbildung angepasste Kontrollen (Durchschnittsalter: 45,9 Jahre; 11 Männer, 19 Frauen). Mit allen Patienten wurden strukturierte Interviews bezüglich ihrer Depression durchgeführt, bei den gesunden Kontrollen gab es weder in der Eigen- noch in der Familienanamnese psychiatrische Erkrankungen. Alle Teilnehmer unterzogen sich einer MRT des Gehirns mit einem 3-T-Gerät. Anschließend erfolgten regionale volumetrische Messungen mittels einer optimierten voxelbasierten Morphometrie, wobei die weiße und graue Substanz sowie der Liquor cerebrospinalis begutachtet wurden. Die Autoren verglichen in der Folge Patienten und Kontrollen bezüglich eventueller Unterschiede. In beiden Gruppen fanden sich keine relevanten Unterschiede im Hinblick auf Alter, Geschlecht oder Ausbildung. Verglichen mit den gesunden Kontrollen zeigten Patienten mit einer Major Depression jedoch eine reduzierte Dichte der grauen Substanz im Bereich von linkem inferiorem / mittlerem Gyrus frontalis (Brodman Areal [BA] 47), rechtem mittleren/inferiorem Gyrus frontalis (BA 9 / 10 / 45 / 46), rechtem orbitofrontalem Gyrus (BA 11), den bilateralen Temporalpolen (BA 38), dem rechten oberen Temporalgyrus (BA 22), dem bilateralen mittleren Temporalgyrus (BA 21), dem bilateralen anterioren Inselcortex (BA 13), dem linken parahippocampalen Gyrus (BA 36) und dem linken Zerebellum. Ein Dichteanstieg der grauen Substanz ließ sich zwischen den Gruppen nicht beobachten. Zwischen den Dichtewerten der grauen Substanz im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex und den Scores auf der „Hamilton Depression Rating Scale“ fand sich eine negative Korrelation.
Fazit
Die Ergebnisse liefern zusätzliche Hinweise für eine Beteiligung des limbisch-kortikalen Netzwerks in der Pathophysiologie der Major Depression und erste Belege, dass auch das Kleinhirn in Modelle zur Pathogenese der Erkrankung mit einbezogen werden sollte. Nach Meinung der Autoren müsse dies jedoch noch weiter untersucht werden.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingene