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DOI: 10.1055/s-0032-1315608
Zukunftsworkshop der DGOU 2011:Der Patient im Mittelpunkt
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. Februar 2013 (online)

Der „Halbgott in Weiß“ war gestern, der aufgeklärte Patient ist heute: Der Patient steht einer Informationsflut gegenüber. Seinem Bedürfnis nach optimaler Behandlung wird durch umfassende Vorgaben des Qualitätsmanagements mit veröffentlichten Daten zu Behandlungsfehlern, mit Arzt- und Krankenhaus-Bewertungsportalen entsprochen. Die Medien berichten alltäglich über medizinische Themen. Ist der Patient damit wirklich aufgeklärt, oder müssen nicht vielmehr auch diese Art von Informationen einer Qualitätssicherung unterzogen werden?
Dieser Frage widmete sich der Zukunftsworkshop der DGOU 2011 mit dem Thema „Der Patient im Mittelpunkt – patientenzentrierte Medizin in Orthopädie und Unfallchirurgie“. An zwei Thementischen wurden die Problemkreise „Fehlerkultur und Behandlungssicherheit“ sowie „Die Medien-(Des-)Information für Patienten?“ behandelt. Vertreter der Fachgesellschaften DGOOC und DGU und des Berufsverbandes diskutierten gemeinsam mit Vertretern der Ärztekammern, der Krankenhäuser, der Kostenträger, Versicherungsgesellschaften und nicht zuletzt der Patientenverbände. Die von Heinz Stübe, Chefredakteur des Deutschen Ärzteblattes, und Dieter Kohn als Präsident der DGOOC geleitete Sitzung zu Medien konstatierte, dass das Informationsangebot für den Patienten schier unübersehbar sei. Der Patient ist einem ständig „tröpfelnden“ Angebot zu verschiedensten Themen in allen gedruckten Medien, im Fernsehen und auf Internetseiten ausgesetzt. Dessen Qualität ist kaum zu bewerten, zumal es von Angeboten in der „Yellow Press“ bis zu hochrangigen Zeitschriften und auf dem Bildschirm reicht. Es wurde klar, dass dieses Informationsangebot bereits derzeit nicht steuerbar ist und in Zukunft in Anbetracht der Ausweitung von Internetangeboten noch viel weniger überschaubar sein wird.
Daneben gibt es ein Informationsangebot, das der Patient gezielt ansteuert. Nämlich dann, wenn es um die Lösung individueller Probleme geht. Auch hier ist der Markt überflutet von Informationen, die die Qualität von Ärzteschaft und Krankenhäusern, von Medikamenten und Medizinprodukten, von konservativen und operativen Behandlungsverfahren und vieles mehr darstellen. Darunter können einige sehr hochwertige Informationen identifiziert werden, hinter denen sich aber wiederum Produktwerbung verbirgt. Diese Zusammenhänge erschließen sich vielen Patienten nicht. Darüber hinaus werden wohl die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu gering berücksichtigt: Von Patientenvertretern wurde vor allem bemängelt, dass es an über krankheitsbedingte Einbrüche in der Lebensführung, über zu erwartende Arbeitsunfähigkeiten, Berentungen und finanzielle Ausfälle zu wenig Informationen gäbe.
Dem Internet gehört die Zukunft
Wie wird es weiter gehen? – Dem Internet gehört die Zukunft. Wenngleich sich die jetzige ältere Generation ihre Information mehrheitlich noch aus gedruckten Medien und dem Fernsehen holt, so ist doch der unaufhaltsame Aufstieg des Internets nicht zu übersehen. Besondere Bedeutung wurde den sozialen Netzwerken beigemessen, weil sich hier Patienten mit gleichartiger Problematik rasch verständigen können. Es wurde klar, dass Patientenströme damit in nicht voraussehbarer Weise gelenkt werden können. Den an der Versorgung des Patienten beteiligten Gruppierungen kommt die Aufgabe zu, die Informationsflut in geordnete Bahnen zu lenken, soweit dies möglich ist. Wie aber kann dies geschehen? Fachgesellschaften und Berufsverbände, Kostenträger und Patientenverbände haben eine Vision entworfen, nach der eine gemeinsame Internetplattform mit allseits für gut befundener Information aufgebaut werden könnte. Ein aufwändiges und kostenspieliges Projekt, wenn man allein an die Erstellung von Leitlinien denkt …
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