Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2012; 1(2): 210-211
DOI: 10.1055/s-0032-1315615
DGU
Aus den Verbänden
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Grußwort des Präsidenten

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Publication Date:
18 February 2013 (online)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

gerne möchte ich Sie als Präsident des Jahres 2012 über die Entwicklungen der ersten drei Monate dieses Jahres informieren.

Dieses Jahr wird unsere Gesellschaft, die in Leipzig gegründet wurde, 90 Jahre alt, wobei hier eher das Wort „jung“ zu wählen ist, da die Mitgliedszahlen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie sich auch nach dem letztjährigen erfolgreichen Kongress weiter gesteigert haben auf über 4.400 Mitglieder. Dies zeigt, dass das Interesse für die Unfallchirurgie unverändert ist und sie ein attraktives Fach für junge Chirurgen darstellt.

Eine wichtige Aufgabe eines Präsidenten ist nicht nur die Vorbereitung des jährlichen Kongresses in Berlin (siehe unten), sondern auch die, unsere Gesellschaft international weiter zu vernetzten. Denn nur im internationalen Kontext können wir unsere vielfältigen Erfahrungen und guten Strukturen einbringen. Vorbildhaft seien hier die Aktivitäten der American Academy of Orthopaedic Surgery (AAOS) zu nennen, die jährlich anlässlich ihres Kongresses ein offizielles Treffen und einen Informationsaustausch aller anwesenden internationalen Präsidenten und Vertreter der wissenschaftlichen Gesellschaften Orthopädie und Unfallchirurgie veranstalten. Anlässlich dieses interessanten Symposiums war es sehr wichtig zu erfahren, wie in den verschiedenen Ländern die Fachgesellschaften strukturiert und mit welchen unterschiedlichen Problemen sie konfrontiert sind. Deutlich wahrzunehmen war der von vielen Vertretern geäußerte Wunsch, näher in Kontakt mit unserer Gesellschaft zu treten, nicht nur aufgrund des hohen Niveaus unserer unfallchirurgischen Versorgung, sondern vor allem hinsichtlich der Implementierung unseres TraumaNetzwerkes. Es war schon erstaunlich, wie weit das Wissen darüber weltweit verbreitet ist.

Aufgrund dieser positiven Erfahrung eines derartigen Treffens werden wir erstmalig auf dem diesjährigen Kongress in Berlin zusammen mit Herrn Professor Wolfram Mittelmeier (DGOOC) eine ähnliche Aktivität und ein Zusammenkommen aller unseren Kongress besuchenden Präsidenten und offiziellen Vertretern von Fachgesellschaften organisieren.

EFORT

Dieses Jahr findet der Kongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) in Berlin statt, sicherlich nach unserem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) der zweitgrößte europäische Kongress auf dem Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie. Unter maßgeblicher Mitwirkung der Kollegen Haas, Gebhard und Stöckle hat die unfallchirurgische Komponente bei diesem sonst überwiegend orthopädisch ausgerichteten Kongress deutlich an Bedeutung gewonnen und entwickelt sich sicherlich weiter zu einem der wichtigsten internationalen medizinischen Weiterbildungsveranstaltungen. Aus dieser Bedeutung heraus resultiert auch der Wunsch sowohl von unserer Gesellschaft als auch von der EFORT, in die europäische Vereinigung einzutreten. Die ersten Gespräche dazu haben Anfang des Jahres stattgefunden und werden anlässlich des EFORT-Kongresses in Berlin fortgesetzt. Dabei wird nicht nur von Seiten der EFORT unsere hohe internationale Expertise in der Unfallchirurgie geschätzt. Vor allem ist es die Wertschätzung für die Strukturierung und Einführung des TraumaNetzwerkes mit dem TraumaRegister.


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ESTES

Davon unbenommen bleibt die zentrale Einbindung der DGU in die European Society for Trauma and Emergency Society (ESTES), deren Präsident zurzeit Professor Ingo Marzi aus Frankfurt ist. Gerade auf dem diesjährigen Kongress in Basel vom 11. bis 14. Mai 2012 ist unsere Gesellschaft durch zahlreiche Referenten vertreten, und ich würde es auch begrüßen, wenn viele Mitglieder diesen in der unmittelbaren Nachbarschaft stattfindenden Kongress besuchen könnten.


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Weißbuch TraumaNetzwerk und S3-Leitlinie

Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie findet Anfang Mai in Berlin eine internationale Konsensus-Konferenz zur Definition des Polytraumas statt. Ziel dieser Konferenz soll sein, den aktuellen Stand der Polytraumaforschung zusammenzufassen und basierend darauf die Kriterien zur Festlegung und Definition eines Polytraumas festzulegen. Damit wollen wir unsere gesamte Verantwortlichkeit für die schwerverletzten Patienten untermauern und ihr gerecht werden.

Parallel dazu wurde in den letzten Monaten mit großem Engagement unseres Generalsekretärs Hartmut Siebert das Weißbuch „Schwerverletztenversorgung“ überarbeitet und um verschiedene Bereiche (zum Beispiel Rehabilitationsmedizin) erweitert. Dieses Weißbuch stellt die strukturelle Grundlage der unfallchirurgischen Versorgung dar und hat eine enorme medizinpolitische Bedeutung erlangt, wozu auch die englischsprachige Version beigetragen hat.

Die S3-Leitlinie stellt ebenfalls einen wichtigen Meilenstein unserer gesellschaftlichen Bedeutung dar. Trotz der vielfachen Diskussionen um diese S3-Leitlinie, insbesondere um die „Leadership“ im Schockraum, hat sie zu einer Stärkung der Unfallchirurgie beigetragen. Die innerhalb der verschiedenen Fachgesellschaften aufgetretene Diskussion hat dazu geführt, dass wir uns noch stärker um die Präsenz und Kompetenz im Schockraum bemühen, was unverändert unser primäres Ziel sein muss.


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TraumaNetzwerk

Das TraumaNetzwerk unserer Gesellschaft ist weiterhin eine „Erfolgs-Story“. Die Lücken auf unserer Landkarte hinsichtlich der zertifizierten Netzwerke schließt sich zunehmend, und so sind in den letzten Monaten das TraumaNetzwerk Reinhessen sowie das TraumaNetzwerk Göttingen/Kassel hinzugekommen. Die zukünftigen Ergebnisse aus den über das TraumaRegister gewonnen Daten werden ein international wichtiges Benchmark darstellen, was in meinen Augen durchaus vergleichbar sein wird mit dem schwedischen Endoprothesenregister. TraumaNetzwerk und TraumaRegister sind untrennbar wie „Siamesische Zwillinge“. Aus diesem Grunde appelliere ich, die in den nächsten Jahren anstehende Rezertifizierung zeitnah umzusetzen und ebenso die umfänglichen Eingaben ins TraumaRegister korrekt vorzunehmen.

TraumaNetzwerk, S3-Leitlinie und TraumaRegister stellen einen wissenschaftlich und organisatorischen Rahmen dar, die ATLS-Kurse (ATLS: Advanced Trauma Life Support) einen wichtigen medizinischen Inhalt. Die von unserer Akademie unter der Führung von Johannes Sturm organisierten ATLS-Kurse sind die Basis, um unsere Kompetenz und damit verbundenen Ansprüche im Schockraum vor Ort aufrecht zu halten. Die weiterhin steigende Zahl von Kursen spiegelt auch das Interesse unserer Mitglieder an der Polytraumaversorgung wider und ist das Fundament, dieses Interesse hochzuhalten. Zwangsläufig war es notwendig, dass auch entsprechende Kurse für den Pflegebereich (ATNC) strukturiert und inzwischen auch erfolgreich eingeführt worden sind.


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Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)

Weiterhin bringen wir uns als Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie in den Prozess „Einheit der Deutschen Chirurgie“ ein. Dies umfasst neben intensiven Diskussionen hinsichtlich der Umstrukturierung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (Säulenmodell) auch die Aufgabenverteilungen hinsichtlich Nachwuchsförderung, Weiterbildung, Forschung. Dieser Diskussionsprozess bedarf unserer vollen Aufmerksamkeit!

Der diesjährige DGCH-Kongress in Berlin weist als unfallchirurgischen Schwerpunkt die Bereiche „Wirbelsäule und Becken“ auf, der von den Verantwortlichen unserer Programm-Kommission mit dem Präsidenten gestaltet wurde. Da diese unfallchirurgischen Themen an zwei Tagen konzentriert sind, ist dieser Kongress sicherlich auch für unsere Mitglieder absolut lohnenswert. Persönlich halte ich es für sehr wichtig, dass wir als Unfallchirurgen uns gerade auf diesem Kongress präsentierten und das sogenannte „allgemeinchirurgische Feld“ nicht anderen überlassen.


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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

Kernpunkt der Arbeit eines Präsidenten ist natürlich die Gestaltung unseres Jahreskongresses, der vom 23. bis 26. Oktober 2012 stattfinden wird. Das Interesse ist ungebrochen! Hinsichtlich der Abstract-Anmeldungen konnte das Vorjahresniveau leicht überschritten werden. Das wissenschaftliche Niveau der Abstract-Bewertung steigt deutlich an. Hervorzuheben ist die sehr hohe Aktivität unserer AGs und Sektionen. Der eine dafür gedachte Tag reicht zwischenzeitlich nicht mehr aus, um ihre Aktivitäten darzustellen, und sie werden zudem auch im wissenschaftlichen Programm platziert. Arbeitsgemeinschaften und Sektionen sind mit der Motor unserer Gesellschaft.

Erstmalig wollen wir Präsidenten des diesjährigen DKOU sogenannte Thementage entsprechend des Kongressmottos „Ethik, Effizienz und Qualität“ gestalten. Somit wird sich an jedem Tag ein Thema über den gesamten Kongresstag hinweg ziehen. Wir hoffen damit, dass wir nicht nur rein medizinisch-fachliche Fragestellungen beantworten können, sondern auch durchaus darüber hinausgehende. So wird es insbesondere mein Anliegen sein, ethische Aspekte unseres täglichen Arbeitens zu beleuchten, sowohl was Indikationsstellungen betrifft als auch das Problem der Rationierung und Rationalisierung.

Das Werben um unseren Nachwuchs bleibt selbstverständlich wichtige Zukunftsaufgabe. Darüber hinaus möchte ich mich jedoch auch der Frage widmen, was geschieht mit den älteren Unfallchirurgen, welche Perspektiven haben sie? Diese Fragestellung halte ich deshalb für wichtig, als dass wir in Zukunft sehr wahrscheinlich nicht mehr auf die sogenannten „Alten“ verzichten können, ohne unsere Versorgungsstruktur zu gefährden. Diesem Problem müssen wir uns stellen, und der Kongress soll dazu den Anstoß geben.

Nicht zu vergessen: unser Gastland Polen. Neben der traditionellen Integration unserer Kollegen aus der Schweiz, Österreich, aber insbesondere auch Holland, habe ich Polen als unser Gastland gewählt. Dort ist es auf sehr große Zustimmung gestoßen. Wir werden eine sehr interessante Deutsch-Polnische Sitzung gestalten, und ich bin der festen Überzeugung, dass dies die teilweise schon bestehenden Verbindungen stärkt.

Wie Sie entnehmen, ist und bleibt die DGU aktiv! Tragen Sie auch dazu bei als aktives Mitglied.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Christoph Josten


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