Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(6): 426-429
DOI: 10.1055/s-0032-1316485
Fokus
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klinische Empathie – Was kann sie bewirken in Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie?

Al Weckert
,
Gerhard Lorenz
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Publikationsdatum:
28. Juni 2012 (online)

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Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte beschreiben ihren Arbeitsplatz oft als spannungsgeladenes Feld: Gut informierte und kritische Patienten treffen auf überlastetes medizinisches Personal, das unter Kosten- und Zeitdruck komplexe Abwägungen vornehmen muss. In emotionalen Ausnahmesituationen ist empathische Kommunikation eine Schlüsselressource. Zwischenmenschliches Verständnis führt zu stärkerem Zusammenhalt im multiprofessionellen Team und zu einem vertrauensvolleren Kontakt mit dem Patienten. Verhaltensforscher und Neurobiologen sind sich einig: Wenn es um Arbeitszufriedenheit und therapeutische Wirksamkeit geht, gibt es derzeit kaum ein faszinierenderes und dynamischeres Forschungsfeld als die „empathische Kommunikation“.

Kernaussagen

  • Spiegelneurone ermöglichen die Simulation der Emotionen anderer Menschen in den eigenen neurobiologischen Netzwerken und auf diese Weise gegenseitiges Verständnis und soziales Handeln.

  • Empathiefähigkeit steht auf 3 Säulen: Selbstempathie, Empathie für andere und achtsamer Selbstausdruck.

  • Selbstempathie ist ein hilfreiches Tool für die Psychohygiene und zur Burnout-Prophylaxe.

  • Empathie für Patienten erhöht die Bereitschaft des Kranken, sich an der Therapie zu beteiligen, die therapeutische Wirksamkeit und die Patientenzufriedenheit.

  • Empathie im multiprofessionellen Team erhöht die Arbeitszufriedenheit und senkt die Konfliktkosten.

  • Die Empathiefähigkeit braucht Training und am besten tägliche Anwendung.

  • In komplexen und spannungsgeladenen Kontexten entfaltet Empathie ihre höchste Wirksamkeit.

  • Empathiefähigkeit lässt sich durch Selbsterfahrung in Seminaren trainieren.

  • Eine nachhaltige Veränderung der Kommunikationskultur erfordert die Einbeziehung von Führungskräften, die Ausbildung von Multiplikatoren und Supervision.

  • Der Umgang mit starken Gefühlsäußerungen sollte Teil jedes Empathie-Trainings sein.

  • Verstehen bedeutet nicht automatisch, einverstanden zu sein.

Ergänzendes Material