Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P19
DOI: 10.1055/s-0032-1318540

Uterus didelphys mit Hämatometra bei einseitiger Cervikalkanalstenose – Zwei Fallberichte

C Hoche 1, R Fricker 1, T Müller 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum Hanau GmbH

Einleitung:

Der Uterus didelphys (Uterus duplex) ist die seltenste Form der Uterusfehlbildung und wird durch eine unvollständige Fusion der beiden Müller'schen Gänge (Ductus paramesonephrici) verursacht. Uterusfehlbildungen, die durch fehlende Vereinigung der beiden Müller'schen Gänge verursacht werden, bilden sich häufig im Verlauf der 8. SSW und sind nicht selten mit Nierenfehlbildungen vergesellschaftet. Die Häufigkeit genitaler Fehlbildungen beträgt 0,2–0,4% aber bis zu 13% bei Sterilitätspatientinnen, Fehl- und Frühgeburten sind bei Eintritt einer Schwangerschaft gehäuft. Die Diagnosesicherung erfolgt über (3D) Sonografie und Hysteroskopie. In die Diagnostik sollte immer das harnableitende System einbezogen werden. Therapeutische Optionen bestehen in der Möglichkeit der Kontinuitätswiederherstellung durch Inzision des Abflusshindernisses oder durch die operative Bildung einer Metroplastik.

Kasuistik 1:

14-jährige Virgo intacta mit dem Bild eines akuten Abdomens bei anamnestisch seit 4 Monaten bestehender Menstruationsblutung und bek. einseitiger Nierenagenesie. CT und 3 D-Sonografie zeigten eine doppelte Uterusanlage mit linksseitiger massiver Hämatometra und Vergrößerung des linksseitigen Uterusanteiles auf über Nabelhöhe, eine unklare Raumforderung im linken Adnexbereich sowie freie intraabdominelle Flüssigkeit bei V.a. retrograde Menstruation. Es erfolgte eine Laparotomie mit Ausräumung einer großen Hämatosalpinx und Drainageeinlage sowie eine Vaginotomie mit Entleerung der linksseitigen Hämatometra nach Sicherung eines Uterus duplex. Im Verlauf von 6 Monaten wurde eine erneute hysteroskopische Vaginotomie und Kontinuitätswiederherstellung bei rezidivierter linksseitiger Abflussstörung nach Vorstellung mit erneut akutem Abdomen notwendig.

Kasuistik 2:

16 Jahre, Erste Menstruation im Alter von 12 Jahren, Vorstellung wegen Schmerzen, 3 D-Sonografie mit V.a. Uterus duplex, rechtsseitige Hämatometra, Hysteroskopie mit Sicherung des Uterus duplex und Vaginotomie sowie Entlastung der Hämatometra, urologische Abklärung unauffällig.

Schlussfolgerung:

In beiden Fällen lag eine Auftreibung des unteren (zervikalen) Anteils des betroffenen Uterusanteils vor. Rezidive sollten durch sonografische Verlaufskontrollen rechtzeitig ausgeschlossen und eine urologische Abklärung empfohlen werden.