Rofo 2012; 184(10): 869
DOI: 10.1055/s-0032-1318936
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DW-MRT bei Raumforderungen der Mamma – Geeignete Differenzierung zwischen maligne und benigne

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. Oktober 2012 (online)

Bei der diffusionsgewichteten (DW) MRT werden die normalen Diffusionsbewegungen im Gewebe (z. B. von Wasser) in den Aufnahmen als Signalverluste sichtbar gemacht. Der scheinbare Diffusionskoeffizient (ADC) beschreibt das Ausmaß der Diffusion, und im Vergleich zu normalem Brustgewebe zeigen einige Mammakarzinome herabgesetzte ADC-Werte. Allerdings gibt es dabei bisher eine relativ starke Überlappung zwischen benignen und malignen Läsionen, sodass nach weiteren Parametern gesucht wird, die bei der Differenzialdiagnose hilfreich sein könnten. M. Hirano et al. haben einige davon geprüft.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 717–722

Der minimale ADC-Wert bei der DW-MRT der Mamma scheint einen geeigneten Parameter zur Abgrenzung maligner Raumforderungen darzustellen, und die Kombination von minimalem ADC und ADC-Differenz (zwischen minimalem und maximalem Wert) verbessert die Differenzierung noch weiter. Das haben M. Hirano et al. in ihrer retrospektiven Untersuchung bei 67 Frauen mit insgesamt 75 Raumforderungen festgestellt.

Die Patientinnen wurden in einem 3-T-MRT mit einer speziellen Vier-Kanal-Phased-Array-Brustspule untersucht, dabei wurden mittels echoplanarer Bildgebung DW-Aufnahmeserien gewonnen. In den Aufnahmen wurden ADC-Maps berechnet, die die Verteilung des ADC beschreiben und die Diffusionswirkung von anderen Parametern trennen, und auf den Maps manuell jeweils Regions of Interest (ROI) über die Läsionen gelegt. Anschließend berechneten die Autoren aus allen ROI der Läsion den mittleren ADC: Aus der ROI mit dem niedrigsten ADC erhielten sie den minimalen ADC, aus der ROI mit dem höchsten ADC-Wert den maximalen ADC. Die Differenz zwischen Maximal- und Minimalwert beschreibt die ADC-Differenz. Die diagnostische Wertigkeit der einzelnen Parameter wurde mithilfe von ROC-Kurven-Analysen (ROC: Receiver Operating Characteristics) beurteilt. Die endgültige Diagnose ergab sich aus der späteren histopathologischen Aufarbeitung.

Die Histologie zeigte 27 benigne und 48 maligne Raumforderungen, bei Letzteren herrschten invasive duktale Karzinome vor (n = 41). Alle medianen ADC-Werte (minimaler, maximaler, mittlerer) und die mediane ADC-Differenz unterschieden sich signifikant in den benignen und malignen Läsionen. Den optimalen Cut-off-Wert für die Unterscheidung erhielten die Autoren, indem sie auf den ROC-Kurven jeweils die Punkte wählten, bei denen Spezifität und Sensitivität den gleichen Wert aufwiesen. Daraus ergaben sich für den minimalen ADC eine Sensitivität und Spezifität von 85,5%, für den mittleren ADC von 75,6%, für den maximalen ADC von 63,5% und für die ADC-Differenz von 70,1%. Die Kombination von minimalem ADC und ADC-Differenz schließlich führte zu einer Sensitivität und Spezifität von 89,1%.

Fazit

Die DW-MRT scheint gut geeignet, um auf Mamma-Aufnahmen benigne von malignen Raumforderungen abzugrenzen, so die Autoren. Dabei ist die DW-MRT der konventionellen Kontrastmittel-MRT insofern überlegen, als dass sie deutlich schneller durchführbar ist und ohne Kontrastmittel auskommt. Allerdings ist die untersuchte Stichprobe zu klein, als dass endgültige klinische Schlussfolgerungen gezogen werden sollten. Außerdem ist möglicherweise wegen des Vorherrschens invasiver duktaler Karzinome und relativ großer Läsionen bei den Probandinnen die Aussagekraft für kleinere Malignome und solche anderer Histologien eingeschränkt.

Dr. Elke Ruchalla, Trossingen