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DOI: 10.1055/s-0032-1318997
Buchbesprechung – Wie ernähre ich mich bei Krebs? Was nützt, was nicht – praktische Hilfen für den Alltag
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. November 2012 (online)
Die Beziehungen zwischen Ernährung und Krebs sind aus Sicht der Betroffenen oft, und besonders dann, wenn Ernährungsstörungen vorliegen, von erheblicher Bedeutung. Leider spielen diese Probleme im Rahmen der stationären oder ambulanten onkologischen Behandlung sehr oft nur eine untergeordnete Rolle und die Betroffenen werden mit ihrer Situation allein gelassen. Zum Thema Krebs und Ernährung gibt es schon ein umfangreiches Buchangebot, das ein breites Problemspektrum behandelt. Aussagen und Empfehlungen sind jedoch oft widersprüchlich und nicht immer wird mit der erforderlichen Klarheit unterschieden zwischen tumorfreien (geheilten) Personen und Betroffenen mit aktiver Tumorerkrankung. Diese Abgrenzung ist jedoch wichtig, da sich die Empfehlungen in diesen Situationen unterscheiden.
Das neue Buch „Wie ernähre ich mich bei Krebs?“ von Dr. Gisela Krause-Fabricius, herausgegeben von der Verbraucherzentrale NRW, vereinigt eine Reihe von Vorzügen und vermeidet die typischen Fehler einiger anderer Bücher. Nach einführenden Informationen zur Ernährung, zu Stoffwechselveränderungen bei aktivem Tumor und Hinweisen zu wirksamen Nährstoffen und Nahrungsmitteln werden ausführlich und immer korrekt und zutreffend die vielen unterschiedlichen Ernährungsbelastungen während einer Krebserkrankung dargestellt und wirksame Hilfen und Gegenmaßnahmen beschrieben. So findet sich eine wahre Fülle an hilfreichen Informationen zu allen wichtigen Aspekten vom Appetitverlust über Geruchs- und Geschmacksstörungen bis zu Übelkeit, Darmproblemen, Operationsfolgen und Spezialdiäten. Das Buch ist hervorragend geschrieben, gut lesbar durch einen klaren und knappen Stil, der Text ist aufgelockert durch viele Listen mit praxisnahen Tipps, kleinen Info-Blöcken und Zusammenfassungen. Das Buch ist handlich und preislich ausgesprochen günstig.
Trotz dieses Lobs sei auf einige Punkte hingewiesen, die als Kommentare für eine nächste Auflage gelesen werden könnten. So wünscht sich jeder Leser natürlich, dass die Wissenschaft erfolgreich war und dass es für alle unsere Fragen gut belegte und erfreuliche Antworten gibt, auch wenn es in Wirklichkeit leider noch nicht so weit ist. So werden vor allem im Kapitel zum Krebsgeschehen eine Reihe interessanter Informationen als Fakten dargestellt, die tatsächlich jedoch bisher nur Vermutungen sind. So sollen Knoblauch und grüner Tee antitumoral wirken; Insulin stimuliert und Fett hemmt Krebs, der Tumor lebt nur von Zucker allein. Eine streng kohlenhydratarme ketogene Kost wird besonders positiv dargestellt, während kritische Kommentare nur spärlich und spät erwähnt werden. Die etwas physiologischeren Ansätze einer metabolisch adaptierten Kost werden aus meiner Sicht dagegen zu wenig betont. Schließlich ein wichtiger Punkt: körperliche Aktivität beeinflusst die Stoffwechselaktivität günstig und sollte – viel enger als auch in diesem Buch bisher umgesetzt – mit Ernährungskonzepten verzahnt werden.
Beim Abwägen der vorgestellten Aspekte überwiegen für mich allerdings die vielen Vorzüge, die mich veranlassen, dieses Buch sehr zu empfehlen.
Dr. med. Jann Arends, Freiburg